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Lexikon der Chemie: Hydrazin

Hydrazin, H2N-NH2, farblose, giftige, an feuchter Luft rauchende Flüssigkeit; D. 1,011, F. 1,4 °C, Kp. 113,5 °C. Bei erhöhter Temperatur zerfällt H. oftmals explosionsartig in Ammoniak und Stickstoff: 3 N2H4 → 4 NH3 + N2. An der Luft verbrennt es unter beträchtlicher Wärmeentwicklung: N2H4 + O2 → N2 + 2 H2O. Mit Wasser ist es unbegrenzt mischbar und bildet dabei ein unzersetzt destillierbares Hydrazinhydrat N2H4 ·H2O. H. reagiert basisch. Aus der Wechselwirkung mit starken Säuren resultieren zwei Reihen von Hydraziniumsalzen der allg. Zusammensetzung [H2N-NH3]+X- und [H3N-NH3]2+ 2 X-. Hinsichtlich seiner nucleophilen Eigenschaften ist H. dem Ammoniak weit überlegen. Die wäßrige Hydrazinlösung reagiert stark reduzierend und vermag z. B. aus Silbersalzlösungen Silber abzuscheiden. Mit salpetriger Säure erfolgt Umsetzung zu Stickstoffwasserstoffsäure: N2H4 + HNO2 → HN3 + 2 H2O. Zur Herstellung wird nach dem Raschig-Verfahren Ammoniak in Gegenwart von Gelatine oder Leim mit Natriumhypochlorit oxidiert. Dabei tritt Chloramin als Zwischenprodukt auf: NH3 + NaOCl → NaOH + Cl-NH2; NH3 + Cl-NH2 + NaOH → H2N-NH2 + NaCl + H2O. Man nutzt H. zusammen mit verschiedenen Oxidationsmitteln, z. B. Salpetersäure oder Distickstofftetroxid, als Raketentreibstoff. Es ist Grundstoff für die organische Synthese und wird vor allem zur Herstellung von Farbstoffen, Pharmazeutika und Pflanzenschutzmitteln sowie zur Reduktion von Carbonylverbindungen (Wolff-Kishner-Reduktion) verwendet.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
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Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
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Dr. Günter Kraus, Halle
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Fachkoordination:
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Redaktion:
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