Lexikon der Chemie: Werkstoff
Werkstoff, ein aus Rohstoffen durch Aufbereitung oder Stoffumwandlung gewonnener Stoff oder eine Stoffkombination metallischer, organischer und anorganischer nichtmetallischer Festkörper zur Herstellung von Halbfertigfabrikaten, Werkstücken, Bauteilen und Fertigerzeugnissen. In der Bauindustrie verwendete W. werden als Baustoffe bezeichnet.
Aus chemisch-technischer Sicht können die W. eingeteilt werden in Eisenmetalle und Stähle, Nichteisenmetalle, keramische, synthetische organische Werkstoffe, synthetische anorganische nichtmetallische Werkstoffe, Naturstoffe und Verbundwerkstoffe (Kompositwerkstoffe).
Nach ihrer Anwendung kann man die W. in folgenden Gruppen zusammenfassen: allgemeine Konstruktionswerkstoffe, W. für Werkzeuge, W. für tiefe und hohe Temperaturen, W. für korrosive Beanspruchung, W. mit hohem Verschleißwiderstand und Friktionswerkstoffe (Hartmetalle, Gleitwerkstoffe und Lagerwerkstoffe), W. für federnde Beanspruchungen und Verbindungen (Lote, Kleber, Schweißzusatzwerkstoffe), Leiterwerkstoffe und Kontaktwerkstoffe, Magnetwerkstoffe, Halbleiterwerkstoffe, optische Werkstoffe, dielektrische und und ferroelektrische Werkstoffe, Laserwerkstoffe.
Die Werkstoffauswahl geht von den Anforderungen der Anwendung aus, z. B. physikalische und chem. Beanspruchung, Fertigung, Instandsetzung, ferner Lagerung, Transport und Montage. Auswahlkriterien sind Funktionstüchtigkeit (Widerstandsfähigkeit gegen Korrosion und Verschleiß, mechanische Kraft- und Wärmeeinwirkung), Leistungsmöglichkeit der werkstoffherstellenden und -verarbeitenden Industrie und des Handels sowie preisliche Überlegungen. Die Eigenschaften des W. hängen von der Herstellung, der Gewinnung und der Verarbeitung ab. Die Volumeneigenschaften der W. sind im wesentlichen von der Struktur und der Verarbeitung abhängig. Oberflächeneigenschaften der Werkstücke, Bauteile und Fertigerzeugnisse werden z. B. durch die Wärme- und Oberflächenbehandlung bestimmt.
Die Werkstoffwissenschaft(Werkstoffkunde) ist ein interdisziplinärer Wissenschaftszweig mit der Zielstellung, die dem physikalischen und physikalisch-chem. Verhalten zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten zu erkunden und diese zielgerichtet zur Entwicklung von W. und Technologien ihrer Herstellung und Anwendung zu nutzen. Eine wichtige Stellung nimmt in der Werkstoffkunde die Metallkunde ein.
Die Werkstofftechnikist die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der Werkstoffentwicklung und -anwendung durch praktische und ökonomische Maßnahmen.
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