Lexikon der Ernährung: Fetalernährung
Fetalernährung, Enutrition of the fetus, natürliche Ernährung des Feten über den uteroplacentaren Kreislauf. Die für das intrauterine Wachstum erforderlichen Nährstoffe gelangen durch Diffusion oder – wie die Glucose – durch Carrier-vermittelten, aktiven Transport in die fetale Blutzirkulation (Placentaschranke). Der Kohlenhydratstoffwechsel wird über Östrogene, Prolactin, choriogenes Somatomammotropin, Cortisol und Progesteron in Richtung eines ausreichenden fetalen Angebotes reguliert. Fette passieren in Form freier Fettsäuren die Placentaschranke. Im mütterlichen Stoffwechsel werden aus den essenziellen ω-3- und ω-6-Fettsäuren (Linolsäure, Linolensäure) durch Kettenverlängerung und Desaturierung Arachidonsäure und Docosahexaensäure gebildet, die als Vorläufer für die Synthese von Prostaglandinen, Leukotrienen und als Baustein für die Hirnentwicklung des Feten dienen. Ob und in welchem Umfang Trophoblasten durch Elongation und Desaturation langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren bilden können, ist ungewiss. Der Fetus nutzt die aufgenommenen Fettsäuren vorwiegend für das Gewebewachstum und die Fettspeicherung, nicht dagegen für die Energiegewinnung. Das subcutane Fett enthält keine essenziellen Fettsäuren. Phospholipide passieren die Placentabarriere erst nach Hydrolyse. Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K sind im fetalen Blut in niedrigerer Konzentration enthalten als im mütterlichen. Wasserlösliche Vitamine passieren hingegen den Trophoblasten leicht und sind im fetalen Blut im Vergleich zum mütterlichen erhöht.
Der Proteinansatz des Feten erfolgt durch den Placentartransfer von freien mütterlichen Aminosäuren. Im Fetalleben werden insgesamt ca. 925 g Protein gebildet. Der Proteinumsatz ist gegenüber den Erwachsenenwerten erhöht. Während der Schwangerschaft werden große Mengen an Kalium, Calcium, Natrium, Phosphat und Chlorid sowie Spurenelemente durch den placentaren Trophoblasten transportiert und akkumuliert.
Therapeutische Maßnahmen zur Beeinflussung von fetalen Wachstumsstörungen und anderen pathologischen Zuständen sind durch sonographiegestützte, intraamniotische, intraperitoneale und intravasculäre Techniken in Form pränataler Bluttransfusionen, Thrombocytentransfusionen sowie Infusionen von Elektrolyten und Medikamenten möglich. [G.B. Reed, A.E. Clairaux, F. Cockburn, Diseases of the fetus and newborn. Chapman and Hall Medical, 1995]
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