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Lexikon der Geographie: Abflussregime

Abflussregime, Flussregime, regelmäßig wiederkehrendes Abflussverhalten eines Fließgewässers im Jahresgang. Das Abflussregime wird von einer Vielzahl von Regimefaktoren bestimmt. Der Niederschlag ist zwar der auslösende Regimefaktor, doch kann er so stark von anderen geographischen, klimatologischen, hydrologischen oder anthropogenen Regimefaktoren überlagert sein, dass er sich im Verlauf der Wasserführung nur noch schwer erkennen lässt. Es wird zwischen einfachen und komplexen Abflussregimen unterschieden. Zu den einfachen Abflussregimen gehören glaziale, nivale und pluviale Regime, die jeweils nur zwei hydrologische Jahreszeiten besitzen: eine Hochwasserzeit und eine Niedrigwasserzeit. Zur besseren Vergleichbarkeit unterschiedlicher Regime wurden für viele Flüsse der Erde monatliche Durchflusskoeffizienten zusammengestellt, um ihre Abflusscharakteristika darzustellen. Die zwölf monatlichen Durchflusskoeffizienten eines Jahres werden gebildet durch die Quotienten aus dem mittleren monatlichen Durchfluss und dem mittleren Jahresdurchfluss. Die mittlere jährliche Wasserführung hat den Durchflusskoeffizienten 1,0. In der Regel werden alle zwölf Koeffizienten der Monatsmittelwerte in einem Diagramm dargestellt ( Abb.).
Das glaziale Abflussregime wird bei einer Gletscherbedeckung des Einzugsgebietes von mindestens 20% erzeugt. Das Niederschlagsregime wird vollkommen von Rücklage und Aufbrauch des Eises überlagert. Aus dem Abflussregime ist nicht mehr zu erkennen, wann der Niederschlag gefallen ist. Die Abflusscharakteristika der nivalen Abflussregime werden ebenfalls durch Rücklage der Niederschläge, zumeist Schnee, und deren Aufbrauch durch Abschmelzvorgänge gebildet. Die pluvialen Regime, auch Regenregime genannt, werden in ozeanische und tropische Regenregime unterteilt. Im ozeanischen Regenregime sind Januar bis März die abflussstärksten Monate. Im Spätsommer herrscht dagegen meist Niedrigwasser. Ursache für dieses Verhalten ist zum einen, dass auch im Winter der Niederschlag überwiegend in flüssiger Form fällt, sodass keine Abflussverzögerung durch Schnee eintritt, und zum anderen die hohe Verdunstung während der Vegetationsperiode. Das tropische Regenregime wird durch die Lage der Regenzeit geprägt. Mit zunehmender Entfernung vom Äquator und damit verbundenem Wechsel von Regenzeit und Trockenzeit infolge der Verschiebung der innertropischen Konvergenzzone tritt es in ganz unterschiedlicher Form auf. Die abflussstärksten Monate entsprechen den gleichzeitigen zenitalen Niederschlagsmaxima. Am Ende der Trockenzeit treten dagegen die Abflussminima auf.
Die komplexen Abflussregime werden wiederum unterteilt in komplexe Regime ersten und zweiten Grades. Bei den komplexen Regimen ersten Grades geht das typische Abflussverhalten auf verschiedene Ursachen zurück. Diese Regime können mehrere Maxima und Minima haben. Im Allgemeinen ist ihre Wasserführung ausgeglichen und sie können in mehrere Untertypen unterteilt werden: a) Der nivale Übergangstyp hat im Juni ein erstes Maximum, das durch die Schneeschmelze verursacht ist. Ein zweites Maximum tritt häufig Ende des Jahres infolge der Winterregen auf. b) Ebenfalls zwei Maxima und Minima hat das nivo-pluviale Regime. Das erste Maximum (April/Mai) ist i.d.R. höher als das zweite Herbstmaximum. c) Bei dem pluvio-nivalen Regime spielt die Schneeschmelze lediglich eine untergeordnete Rolle. Sie wirkt verstärkend auf die Frühjahrsmaxima, sodass diese meist höher sind als die Herbstmaxima, die nur durch den Niederschlag ausgelöst werden.
Die komplexen Regime zweiten Grades treten praktisch bei allen größeren Flusseinzugsgebieten auf, die den unterschiedlichsten Regimefaktoren ausgesetzt sind. So hat der Rhein zunächst ein glaziales und nivales Regime. Im Unterlauf verstärken sich die ozeanisch geprägten pluvialen Regimefaktoren immer mehr. Dies bewirkt insgesamt im Unterlauf eine sehr ausgeglichene Wasserführung, die auch wirtschaftlich, z.B. für die Schifffahrt, von erheblicher Bedeutung ist.

KHo


Abflussregime: Abflussregime: Abflussregime angegeben mit Gewässer, Station (Land) und Größe des Einzugsgebietes; x-Achse=Monate, y-Achse=monatlicher Durchflusskoeffizient.
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Grafik:
Mathias Niemeyer (Leitung)
Ulrike Lohoff-Erlenbach
Stephan Meyer

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