Lexikon der Geographie: Betriebsformen
Betriebsformen, 1)im Einzelhandel: typische Kombinationen von Merkmalen von Ladengeschäften: Flächengröße (Verkaufsfläche), Bedienungsform, Sortiment (Breite=Angebot aus verschiedenen Warengruppen, Tiefe=Auswahlmöglichkeiten innerhalb einer Warengruppe), Preisniveau. Zu den wichtigsten stationären Betriebsformen gehören im Lebensmittelbereich: Bedienungsladen, SB-Laden, Supermarkt, Verbrauchermarkt, SB-Warenhaus, Discounter. Im Non-Food-Bereich sind es: Fachgeschäft, Kaufhaus, Warenhaus, Fachmarkt. Als Mischformen treten der Gemischtwarenladen (breites, aber sehr flaches Sortiment von Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln) auf und als Spezialformen gelten Kiosk und Tankstellenshop. Factory Outlet Stores stellen eine Sonderform dar, in welcher die Hersteller ihre Produkte ohne die Vertriebskanäle des Groß- und Einzelhandels selbst verkaufen ( Abb. 1). Langfristig zeigen sich Veränderungen in der Marktbedeutung von Betriebsformen des Einzelhandels. Die Lebenszyklushypothese von Einzelhandelsbetriebsformen geht von einer begrenzten Lebenszeit aller Betriebsformen aus, innerhalb der sie einen typischen Verlauf von Marktanteil und Gewinn durchlaufen. Neuentstandene Betriebsformen weisen zuerst nur geringe Marktanteile auf; sobald sie sich aufgrund spezieller Vorteile (z.B. niedriges Preisniveau der angebotenen Artikel, besonderes Warenangebot) durchgesetzt haben (Einführungsphase), gewinnt die neue Betriebsform durch zahlreiche zusätzliche Betriebseröffnungen (Wachstumsphase) stark an Bedeutung. Mit zunehmender Dauer des Lebenszyklus entstehen immer mehr Geschäfte dieses Typs und es kann zu einem Überangebot (Overstoring) kommen. Die Anbieter reagieren auf den verschärften Wettbewerb in der Reifephase zumeist durch Trading-Up-Maßnahmen (z.B. Erweiterung des Sortiments, Verbesserung der Geschäftsausstattung, Ausbau kundenorientierter Dienstleistungen); dadurch erhöhen sich die Kosten und der Gewinn sinkt. In der Auslaufphase wird die Betriebsform schließlich durch andere neue Betriebsformen, die besser den sich verändernden Rahmenbedingungen der Angebots- (z.B. Kostenstrukturen, Artikelzahlen) und der Nachfrageseite (Konsumentenverhalten) entsprechen, ersetzt. Die Lebensdauer von Betriebsformen ist sehr unterschiedlich; so gibt es das Warenhaus schon seit über 100 Jahren, während zwischenzeitlich entstandene Geschäftstypen (z.B. SB-Laden der 1960er) bereits wieder aufgegeben wurden ( Abb. 2). Der Wandel der Betriebsformen lässt sich in Deutschland empirisch belegen. Im Lebensmittelbereich sank der Umsatzanteil der bis Anfang der 1960er-Jahre dominierenden Bedienungsläden (Tante-Emma-Laden) von damals über 60% auf heute unter 2 %. Ersetzt wurden sie zuerst durch SB-Läden (1970 55% Umsatzanteil), in den 1970er-Jahren durch Supermärkte (1985 40% Umsatzanteil) und ab den 1980er-Jahren durch Verbrauchermärkte (1995 30% Umsatzanteil). Auch im Non-Food-Bereich verlieren die ehemals dominierenden Warenhäuser und Fachgeschäfte immer mehr Umsatzanteile an Fachmärkte ( Abb. 3)
In den Ländern der Erde treten verschiedene Betriebsformen auf und sie setzen sich aufgrund differierender Rahmenbedingungen nicht überall gleichermaßen durch. Der amerikanische Drug-Store mit einem breiten und flachen Sortiment ist in Deutschland nicht vertreten. Weltweit gewinnen Convenience Stores, kleine Läden mit Grundbedarfssortiment und langen Öffnungszeiten (24 Std. am Tag), an Bedeutung; bisher gibt es diese in Deutschland aufgrund des Ladenschlusszeitengesetzes noch nicht.
2)in der Landwirtschaft: Gesamterscheinung eines Betriebes, die sich aus der Kombination folgender Merkmale ergibt: Naturgrundlagen, Produktionsziel, Produktivität, Kommerzialisierung, Verkehrs- und Marktlage, Betriebsgröße, Betriebsorganisation, Besitzform, Arbeitsverfassung, Methoden und Intensität der Bodennutzung, Ausstattung mit totem und lebendem Inventar. Aus den unterschiedlichen Merkmalskombinationen ergeben sich beispielsweise folgende Betriebsformen: bäuerliche Familienbetriebe, Farmen, Güter, Plantagen, Produktionsgenossenschaften, Staatsgüter wie Domänen, Gestüte oder Sowchosen. Die offizielle Agrarstatistik Deutschlands teilt die landwirtschaftlichen Betriebe produktionsorientiert nach dem Anteil der Standarddeckungsbeiträge für die Betriebszweige in fünf verschiedene Betriebsformen ein: Marktfruchtbetriebe, Futterbaubetriebe, Veredelungsbetriebe, Dauerkulturbetriebe, landwirtschaftliche Gemischtbetriebe. Neben diesen Typen des Betriebsbereichs Landwirtschaft stehen die übrigen Betriebsbereiche Gartenbau, Forstwirtschaft und die Kombinationsbetriebe. Betriebssystem, Agrarsystem. 3)im Tourismus: Hotel- und Gaststättengewerbe.
Betriebsformen 1: Betriebsformen 1: Merkmale von Betriebsformen im Einzelhandel.
Betriebsformen 2: Betriebsformen 2: Wandel der Betriebsformen im Einzelhandel.
Betriebsformen 3: Betriebsformen 3: Marktanteile der Betriebsformen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland.
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