Lexikon der Mathematik: Chen, Xingshen
Chern, Shiing-Shen, chinesischer Mathematiker, geb. 28.10.1911 Jiaxing (Provinz Zhejiang), China, gest. 3.12.2004.
Chen studierte und lehrte von 1926 bis 1934 an der Nankai Universität in Tianjin und der Qinghua Universität in Peking Mathematik mit den Schwerpunkten Topologie und Differentialgeometrie.
1934 ging er als Regierungsstipendiat an die Universität Hamburg, wo er sich 1936 habilitierte. Nach einem Jahr in Paris, wo er mit Cartan zusammenarbeitete, kehrte er 1937 wieder nach China zurück. Aufgrund des Widerstandskrieges gegen die japanische Invasion war Chen zum Rückzug nach Südwest-China gezwungen, wo er bis 1943 an der Xinan Lianda Universität, einer Kooperation der Pekinger, der Qinghua und der Nankai Universität Mathematik und Physik lehrte.
Die folgenden beiden Jahre in Princeton zählten wohl zu den kreativsten und einflußreichsten im mathematischen Schaffen Chens. Der mit seinem Namen verknüpfte Begriff der Chern-Klasse stammt aus dieser Zeit, ebenso wie sein Beweis des Satzes von Gauß-Bonnet-Chern.
Nach einer kurzen Rückkehr an die Academia Sinica wanderte Chen mit seiner Familie 1948 endgültig nach Amerika aus, wo er bis 1960 an der Universität Chicago und danach in Berkeley tätig war.
Für die Quantenmechanik leistete Chen 1974 einen wichtigen Beitrag durch die Herleitung des Chern-Simons-Funktionals. 1979, als Chen von der Chicago Universität erimitierte, veranstaltete diese zu seinen Ehren ein einwöchiges Symposium zur Differentialgeometrie. Von 1980 bis 1984 leitete er in Berkeley das Mathematical Sciences Research Institute (MSRI). In China erhielt er 1985 den Ehrendoktortitel der Nankai Universität und gründete das dortige mathematische Forschungsinstitut.
[1] Chern, S. S.: Selected Papers, Vol. 1–4. Springer New York, 1978, 1989.
[2] Hsiang, W.Y.; Kobayashi, S.; Singer, I.M. u.a. (Hrsg.): The Chern Symposium 1979. Proceedings of the international symposium on differential geometry in honor of S.S. Chern. Springer New York, 1980.
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