Lexikon der Neurowissenschaft: Coping
Coping, Streßverarbeitung, "mit etwas fertig werden", E coping, Bezeichnung für aktive Prozesse des Problemlösens oder der Bewältigung von Belastungssituationen. Hierunter werden Versuche der Streßbewältigung (Streß) – von der Wahrnehmung der Stressoren bis zur problemorientierten und emotionsregulierenden Anpassung in Form kompensierender Aktivitäten gegenüber einer Bedrohung oder Überforderung – gesehen. Gelungenes Coping ist zweckbestimmt, realitätsangemessen, an den vorhandenen Möglichkeiten orientiert und dient zur Streßreduzierung oder Bedürfnisbefriedigung. Mißlungenes Coping kann sich in Verteidigungsstrategien und Abwehrvorgängen äußern, bei denen es zur Realitätsverzerrung und Fehleinschätzung der eigenen Möglichkeiten kommt. Bei Gefahr, von ihren Gefühlen, z.B. Angst, überwältigt zu werden, verfügt z.B. die eine Person über ausreichende Kompetenzen, um ihr Selbstsystem in einem anpassungsfähigen Zustand zu erhalten, während eine andere auf subjektive Belastung mit Abwehrverhalten reagiert. – Die Coping-Forschung kann bislang wenig darüber sagen, warum bestimmte Streßfaktoren interindividuell unterschiedlich als belastend empfunden werden. Zur Diskussion steht die individuelle (unbewußte) "Wahl" spezieller Bewältigungsstrategien in Belastungssituationen sowie zusätzlich der Einfluß von Risiko- oder Schutzfaktoren in der kindlichen Entwicklung, eventuell gekoppelt mit der persönlichen Widerstandskraft gegen Verwundbarkeit (Vulnerabilität). Beim Coping können physiologische (z.B. Cortisolanstieg), emotionale (z.B. Angst) und kognitive Prozesse (z.B. Lernprozesse), aber auch individuelle Bewertungen beteiligt sein, die sich auf die Beurteilung der vorhandenen Verhaltensmöglichkeiten im Hinblick auf eine erfolgreiche Bewältigung der belastenden Situation beziehen. – Für Streßreduktion oder Bedürfnisbefriedigung können typische Bewältigungsstrategien aus Lernprozessen (speziell der bedingten Aktion) hervorgehen. Das bedeutet aber, daß innerhalb des physiologischen Rahmens von Lernprozessen (Lernen) ein verändert angepaßtes ebenso wie ein fehlgesteuertes Verhalten in Anpassung an gestörte oder pathologisch gewordene Umweltbedingungen zur Bewältigung von Belastungssituationen eingesetzt werden kann.
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