Lexikon der Neurowissenschaft: Ethogramm
Ethogramms [von griech. ethos = Gewohnheit, Sitte, gramma = Schrift], Verhaltensinventar, Verhaltenskatalog,Aktionskatalog,E ethogram, Beschreibung und Auflistung möglichst aller Verhaltensweisen, die bei einer Tierart unter natürlichen Bedingungen vorkommen. Man erhält somit ein möglichst vollständiges und vergleichbares Verhaltensrepertoire einer Art. Seine Kenntnis bildet die Voraussetzung für weitere quantitative Untersuchungen und für vergleichende Analysen des Verhaltens ( siehe Zusatzinfo ).
Ethogramm
Ein Ethogramm stellt die Basis jeder ethologischen Untersuchung dar, insbesondere für die vergleichende Betrachtung verschiedener Tierarten. Es wird gewöhnlich in Funktionskreise unterteilt, indem ein Katalog funktioneller Einheiten von Verhaltensweisen ausgewählt wird (fressen, trinken, schlafen usw.). Durch die Aufgliederung und Klassifizierung von Verhaltensweisen in funktionelle Einheiten sowie die Aufteilung von Verhaltensabläufen in Untereinheiten kann es allerdings zu einem Verlust von Informationen kommen. Jedoch erst mit dem Erstellen eines Ethogramms als Grundwissen über eine Tierart können Arbeitshypothesen erstellt und anschließend experimentell überprüft werden. Relativ formkonstante, also genetisch stark determinierte Verhaltensweisen eignen sich für vergleichende Untersuchungen in besonderem Maße und sind daher auf der Verhaltensebene zur Klärung von Abstammung und Verwandtschaft einzelner Arten besonders geeignet.
Das Ethogramm wird heute mit Hilfe von Film- und Videobildanalysen und anderen technischen Hilfsmitteln erstellt, die die direkten Verhaltensbeobachtungen ergänzen sollen. In seiner klassisch gewordenen Arbeit "Vergleichende Bewegungsstudien an Anatinen" (1941) demonstrierte K. Lorenz die Erstellung und Verwendung von Ethogrammen am Beispiel der Balz verschiedener Entenarten. Für das Stockenten-Männchen gibt er dabei folgende Ausdrucksbewegungen und -laute an: Hetzen, Abweisungsgebärde, Decrescendoruf, Nickschwimmen, Paarungseinleitung. Alle fünf Verhaltensweisen sind relativ formkonstant (modale Bewegungsabläufe) und lassen sich daher gut wiedererkennen und mit den Ausdruckshandlungen anderer Entenarten vergleichen.
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