Metzler Lexikon Philosophie: Kategorienlehre
(Peirce). Die Entwicklung der K. von Peirce gründet in der Annahme, dass die Verbindung von Subjekt und Prädikat, ebenso die Verbindung von Prämissen zur Konklusion ihrer Natur nach Zeichenbeziehungen sind. Diese sind als fundamentaler anzusehen als die Formen der Urteile und des Schließens. Peirce grenzt sich von Kants Überlegung ab, aus den Formen der Urteile die die Erfahrung erst ermöglichenden reinen Verstandesbegriffe abzuleiten. Er wählt stattdessen die Relationslogik als Ausgangspunkt und unterscheidet die Relationen nach der Anzahl der in ihnen enthaltenen Korrelate. Dadurch kommt er zu drei Grundmustern: Die monadische Relation (mit einem einstelligen Prädikat wie z.B.: »ist gelb«), die dyadische (mit einem zweistelligen Prädikat wie: »– ist Lehrer von –«) und die triadische (mit dem dreistelligen Prädikat wie: »– leiht –« z.B. »x leiht y etwas«). Komplementär zu dieser formalen Einteilung entwickelt er materiale Aspekte, um die Klassifikationen der Relationen als Einteilungsschema der Kategorien verwenden zu können: Der monadischen Relation entspricht die Kategorie der Erstheit (firstness); sie bezeichnet eine Befindlichkeit vor jeder Differenzierung. Sie ist eine Form der Gegenwärtigkeit (presentness), wie sie in den Empfindungsqualitäten gegeben sind, in denen Seiendes ohne Unterscheidungen und Zeitbestimmungen begegnet. Der dyadischen Relation entspricht die Kategorie der Zweitheit (secondness); sie bezeichnet die Erfahrung der Widerständigkeit der Dinge und damit ein Gegenüber von Subjekt und Objekt. In ihr drückt sich die Auseinandersetzung mit der Welt aus: Das Subjekt bearbeitet das Objekt, und in dieser Bearbeitung erfährt das Subjekt den Widerstand der Realität. Erst die Kategorie der Drittheit (thirdness) ermöglicht kognitive Prozesse, denn in ihr wird die Bezugnahme des Subjekts auf das Objekt reflektiert, d.h wird sich das Subjekt seiner Bezugnahme auf ein Objekt erst bewusst. – Diese Einteilung der Kategorien wird erst dann hinreichend verständlich, wenn man mit Peirce die Kategorien in ihrer Funktion, uns die Welt zu erschließen, versteht. Die Kategorien sind keine Verstandesbegriffe, mit deren Hilfe Gegenstandsbereiche konstituiert werden, sondern beschreiben die allgemeinste Struktur der Realität so, dass man ihnen als Handlungsregeln folgen muss, damit sich die durch sie jeweils dargestellten Seinsbereiche von sich her zeigen können. Kategorien machen die Realität im Prozess des Denkens und Handelns erst zugänglich.
Literatur:
- K. Oehler: Charles Sanders Peirce. München 1993. S. 41 ff
- Ch. S. Peirce: Eine neue Liste der Kategorien. In: Semiotische Schriften Bd. 1. Hg. v. Ch. Kloesel/H. Pape. Frankfurt 1986. S. 147 ff
- Ders.: Dritte Vorlesung über den Pragmatismus: Die Verteidigung der Kategorien. In: ebd. S. 431 ff.
PP
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