Paläoanthropologie: Ältester Vorfahr des Menschen?
Stürmt es in der Südsahara, freuen sich die Paläontologen. Denn der Wind legt manchmal neue Fossilien frei. Mit seiner Hilfe fand Michel Brunet von der Universität Poitiers in der Dschurab-Wüste im Norden des Tschad jetzt einen Schädel, der von einem sehr frühen Vorfahren des Menschen stammen könnte. Der Hinterkopf ähnelt zwar eher dem eines Schimpansen, doch deuten Merkmale wie der relativ flache Gesichtsschädel und die kleinen Eckzähne auf einen menschlichen Vorfahren hin. Der Vergleich mit Tierfossilien in derselben Schicht ergibt ein Alter von sechs bis sieben Millionen Jahren. Demnach lebte Sahelanthropus tchadensis, wie der Neuzugang in der Ahnengalerie des Menschen getauft wurde, noch vor dem ältesten bisher bekannten Hominiden: Orrorin tugenensis, von dem vor zwei Jahren einige etwa sechs Millionen Jahre alte Zähne gefunden wurden. Das eigentlich Sensationelle an dem neuen Schädel aber ist sein Fundort in der Mitte des Schwarzen Kontinents: Er widerlegt die bisher gängige Theorie von Ostafrika als der Wiege der Menschheit – liegt er doch 2500 Kilometer entfernt – und wirft die Frage neu auf, wann genau und warum sich unser Stammbaum von dem der Affen abspaltete. (Nature, 11.7.2002, S. 145)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2002, Seite 42
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