Spezial: Alan Turing I: Der geistige Vater des Computers
Wie die Bibel lässt sich die Geschichte der Digitalrechner in ein Altes und ein Neues Testament unterteilen. Die Propheten des ersteren, angeführt von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716), lieferten um 1670 die logischen Grundlagen; die des Neuen Testaments, mit John von Neumann (1903 – 1957) an der Spitze, bauten ab 1940 die Maschinen. Alan Turing, geboren am 23. Juni 1912, steht zwischen beiden Lagern. Seine Abhandlung "Über berechenbare Zahlen, mit einer Anwendung auf das Entscheidungsproblem", die er 1936 als Fellow des King’s College an der University of Cambridge (England) verfasste und kurz nach seinem Wechsel als Doktorand an die Princeton University (New Jersey) im Oktober 1936 veröffentlichte, lieferte die Grundlagen für die Übertragung mathematischer Logik auf Maschinen.
Turing hatte sich zum Ziel gesetzt, das 1928 von dem deutschen Mathematiker David Hilbert (1862 – 1943) formulierte Entscheidungsproblem zu lösen – das heißt die Frage zu beantworten, ob sich die Gültigkeit beliebiger logischer Aussagen mit einem mechanischen Verfahren in einer endlichen Zahl von Schritten beweisen lässt. Dazu wählte er die einzige Art von "Computer", die es in den 1930er Jahren gab: einen mit Papier, Bleistift und Instruktionen versehenen Menschen. Dieses Rechnermodell reduzierte er formal, indem er alle Spuren von Intelligenz tilgte; zurück blieb nur die Fähigkeit, Befehle zu befolgen und ein begrenztes Sortiment an Symbolen auf einem beliebig langen Papierstreifen zu lesen und zu schreiben...
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