Archäologie: Die ältesten Fußspuren Europas
In Happisburgh, einem Küstenort im englischen Norfolk, sind Archäologen auf die bislang ältesten menschlichen Fußspuren außerhalb Afrikas gestoßen. Bis zu fünf Individuen könnten es gewesen sein, die ihre Abdrücke im Schlamm der damaligen Themsemündung hinterließen. Diese Entdeckung machten die Forscher um Nick Ashton vom British Museum (London) bereits im Mai vergangenen Jahres, stellten sie aber erst jetzt der Öffentlichkeit vor.
Die rund 50 Abdrücke waren laut Schichtfolgendatierung etwa 780 000 Jahre alt und stammten somit aus einer Zeit, als frühe Menschen erstmals bis nach Nordeuropa vordrangen. Bei diesen Pionieren dürfte es sich um archaische Menschen mit sehr robustem Körperbau gehandelt haben, schreiben die Forscher. Fossile Überreste dieser Wesen wurden in Großbritannien bislang noch nicht entdeckt, allerdings gibt es zeitlich passende Funde aus dem nordspanischen Gebirgszug Sierra de Atapuerca. Dort werden sie als Homo antecessor bezeichnet – eine Frühmenschenform, die sich über Jahrhunderttausende hinweg vermutlich zum Neandertaler entwickelte.
Offenbar war die Gruppe, die am Flussufer vielleicht nach Essbarem suchte, bunt gemischt: Sowohl Individuen mit einer Körperhöhe von über 1,70 Meter – vermutlich erwachsene Männer – waren darunter als auch Kinder von weniger als einem Meter Größe. Zu diesem Schluss kamen die Wissenschaftler, als sie die dreidimensionale Form der Abdrücke analysierten.
Die Spuren hatten unter Sand verborgen gelegen, der im vergangenen Jahr von Sturmfluten abgeschwemmt wurde. Zufällig war das Forscherteam gerade in der Nähe und wurde so auf die Abdrücke aufmerksam. Andernfalls wären sie wohl unentdeckt geblieben, denn an der ungeschützten Oberfläche überdauerten sie keine zwei Wochen: Die Flut hat das Material inzwischen abgetragen und die Spuren für immer verwischt.
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