Traumata: Opfer zweiten Grades
Norwegen, 22. Juli 2011. Auf der Insel Utøya macht der Rechtsextremist Anders Breivik Jagd auf Jugendliche, die dort an einem Feriencamp der sozialdemokratischen Arbeiterpartei teilnehmen.
München, fünf Jahre später. Wieder hat ein Amokläufer Jugendliche im Visier, wieder fürchten Angehörige um ihre Liebsten. Über Stunden weiß niemand, wie viele Täter weiter vor Ort sind. Fünf Familien erhalten schließlich die denkbar schlimmste Nachricht. Andere Eltern erfahren: Ihre Kinder sind am Leben, sie hatten Glück im Unglück.
Zweifelsohne trifft das größte Leid die Familien der Toten. Doch der Schrecken hinterlässt auch bei jenen tiefe Spuren, deren Kinder überlebt haben. Nur was genau quält diese Mütter und Väter?
Nach einer Antwort suchen Forscher vom norwegischen Zentrum für Gewalt und traumatischen Stress in Oslo. Ein Team um die Kinderpsychiaterin Grete Dyb und die Psychologin Siri Thoresen befragte die Eltern der Überlebenden von Utøya zuerst 4 bis 5 Monate nach dem Anschlag, dann erneut 14 bis 15 Monate später. Knapp 350 Angehörige, darunter etwas mehr Mütter als Väter, gaben zu beiden Zeitpunkten Auskunft. Insgesamt waren Familien von zwei Dritteln der fast 500 überlebenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der Studie beteiligt.
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