Immuntherapie: Auftragskiller gegen Krebszellen
Eigentlich liegt der Gedanke nahe: Im Kampf gegen Krebs sollte das Immunsystem ein mächtiger Verbündeter sein. Doch frühe Versuche, dies klinisch nutzbar zu machen, endeten meist enttäuschend. Mittlerweile kennen wir den Grund dafür – die Forscher hatten nicht genug getan, um einen Hauptakteur des Immunsystems zu stimulieren, nämlich die T-Lymphozyten oder kurz T-Zellen. Wenn man sie nicht "scharfschaltet", damit sie Tumorzellen besser erkennen und attackieren können, dann schickt man das Immunsystem quasi mit Papierfliegern und Luftgewehren in die Schlacht gegen Krebs.
Erste Hinweise, dass man die T-Zellen für diesen Kampf beträchtlich aufrüsten muss, gab es schon in den 1980er Jahren. Um die Immunreaktion zu verstärken, entnahmen Wissenschaftler damals T-Zellen aus Patienten, veränderten sie im Labor und gaben sie in viel größerer Zahl wieder in den Körper des Patienten zurück. Die Behandlung half einigen Erkrankten, doch meist hielt die Wirkung nicht lange an: Die künstlich eingebrachten T-Zellen stellten ihre Aktivität schon bald ein.
Um das Problem anzugehen, haben wir gemeinsam mit anderen Forschern eine Strategie ausgearbeitet, die sich nun in klinischen Studien als höchst vielversprechend erweist. Mitte der 1990er Jahre suchten wir neue Methoden zum Behandeln von HIV-Infektionen. Damals entwickelten zwei von uns (June und Levine) ein Prozedere, mit dem sie T-Zellen von Patienten zahlreicher vermehren, schlagkräftiger und langlebiger machen konnten, als es zuvor möglich gewesen war. In den 2000er Jahren kam ein weiterer innovativer Ansatz auf: die gentechnische Veränderung von T-Lymphozyten, um diese zu befähigen, bestimmte Krebszellen gezielt aufzuspüren und anzugreifen, vor allem Leukämie- und Lymphomzellen. Diese Krebsarten gehen aus weißen Blutzellen respektive deren Vorläufern hervor ...
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