L’ORÉAL / UNESCO AWARDS FOR WOMEN IN SCIENCE: Ausgezeichnet: Blick in die Zelle
Schon die kleinsten Einheiten des Lebendigen, die Zellen, sind komplexe und hochorganisierte Wunderwerke, die aus tausenden von Proteinen aufgebaut sind. Eine der Standardmethoden, um die Proteine in den Zellen zu lokalisieren, ist die Immunfluoreszenz-Mikroskopie, die Mary Osborn vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen entscheidend mitentwickelt hat. Dafür erhält sie einen der fünf diesjährigen Unesco/L’Oréal-Preise "For Women in Science".
Bei der Immunfluoreszenz-Mikroskopie koppeln zu-nächst mit Fluoreszenzfarbstoffen markierte Antikörper an die jeweiligen Proteine, für die sie spezifisch sind. Im unsichtbaren UV-Licht des Fluoreszenzmikroskops leuchten die markierten Proteine dann sichtbar auf. Auf diese Weise lassen sich Strukturen und Entwicklungsstadien von Zellen nachweisen und charakterisieren.
Mary Osborn hat mit dieser Technik die Verteilung und Funktion der verschiedenen Proteinfilamente untersucht, aus denen sich das Zellskelett zusammensetzt. Aus diesen Forschungen ergaben sich auch wichtige Anwendungen für die Krebsdiagnose: So eignen sich die Proteine der so genannten intermediären Zellfilamente als Markermoleküle, mit denen sich die wichtigsten Tumorarten unterscheiden lassen.
Mary Osborn promovierte 1967 an der Pennsylvania State University und forschte anschließend zwei Jahre in der Arbeitsgruppe des Biologie-Nobelpreisträgers James Watson an der Harvard-Universität in Cambridge (Massachusetts). Seit 1975 arbeitet sie am MPI für biophysikalische Chemie und ist außerdem Professorin an der medizinischen Fakultät der Göttinger Universität.
Die Initiative "For Women in Science" wurde 1999 von der Unesco und der Firma L’Oréal ins Leben gerufen. Der mit insgesamt 20000 US-Dollar dotierte Preis wird jährlich an fünf herausragende Wissenschaftlerinnen auf verschiedenen Kontinenten verliehen. Zusätzlich vergibt die Initia-tive zehn Stipendien, die Nachswuchsforscherinnen ermutigen sollen, ihre Karriere in der Wissenschaft fortzusetzen.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2002, Seite 107
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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