Autismus: In den Tiefen des Gehirns
Sprache, Bewusstsein, abstraktes Denken, Planen – diese geistigen Funktionen schreibt man vor allem dem Neokortex zu, dem evolutionär jüngsten Teil unseres Gehirns. Er umfasst über 90 Prozent der von Windungen und Furchen durchzogenen Großhirnrinde. Die meisten Modelle zu höheren Kognitionen sowie deren Entwicklung konzentrieren sich auf diesen äußeren Teil unseres Denkorgans.
Weniger Aufmerksamkeit bekommen so genannte subkortikale Strukturen. Sie liegen tiefer im Gehirn und sind entwicklungsgeschichtlich älter. Zu ihnen zählen etwa der Thalamus, die Amygdala, die Basalganglien und das Zerebellum oder Kleinhirn (siehe »Blick unter die Hirnrinde«, S. 76). Traditionell betrachtete man sie als »Sklaven« der Großhirnrinde, die an Hilfs- oder motorischen Funktionen mitwirken. Forschung der vergangenen zwei Jahrzehnte zeichnet aber ein komplexeres Bild. Subkortikale Hirnareale spielen demnach auch bei vielen höheren Denkprozessen eine Rolle.
Der Neurologe Josef Parvizi von der Stanford University in Kalifornien nannte den übermäßigen Fokus auf den Kortex bereits 2009 »kurzsichtig«. Dieser lasse oft außer Acht, dass höhere Funktionen nur möglich sind, wenn subkortikale Hirnregionen korrekt arbeiten. In einer aktuellen Publikation…
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