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INFEKTIONSMEDIZIN: Der blinde Fleck der Immunabwehr

Wer eine Grippeinfektion überstanden hat, ist gegen die auslösenden Viren weitgehend resistent. Kommt er dann jedoch mit leicht veränderten Erregern in Kontakt, erweist sich die Körperabwehr oft als überraschend ineffektiv. Ein mathematisches Modell zeigt, warum.
Katze vor Mauseloch quer

Krankheitserreger fordern gerade Kindern viel ab. Die Kleinen werden in Kitas und Schulen mit diversen Viren und Bakterien konfrontiert, die für ihr Immunsystem neu sind. Deshalb häufen sich bei vielen Kindern kurz nach Beginn des Kitabesuchs die Infekte. Erwachsenen ergeht es besser: Sie haben zahlreiche Kontakte mit unterschiedlichsten Erregern hinter sich und dadurch Immunität gegen viele davon erworben.

Merkwürdigerweise besteht im Fall der Virusgrippe (Influenza) kein solcher Altersvorteil. Untersuchungen zur Grippepandemie von 2009 haben sogar ergeben, dass kleine Kinder tendenziell am widerstandsfähigsten gegen die gerade kursierenden Erreger sind, während die Immunität bei Menschen im mittleren Erwachsenenalter zurückgeht und erst bei Senioren wieder ansteigt. Obwohl Erwachsene also öfter Kontakt zu Influenzaviren hatten als Kinder, reagiert ihr Immunsystem auf eine Ansteckung schwächer.

Zwar kennen Biologen und Mediziner dieses Phänomen schon länger, aber was dahintersteckt, verstehen sie nur unzureichend. Anhaltspunkte liefern nun mathematische Modelle, mit denen sich verschiedene Aspekte der Körperabwehr simulieren lassen. An ihnen untersuchen wir, wie frühere Kontakte zu Grippeviren die Immunantwort auf neue Infektionen beeinflussen und welche Rolle das Alter dabei spielt. Indem wir mathematische Methoden mit epidemiologischen und medizinischen Daten verknüpfen, beginnen wir allmählich die genauen Abläufe der Immunitätsbildung zu durchschauen. ...

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