Neurodegenerative Erkrankungen: Der Duft von Parkinson
Bei der Parkinsonkrankheit gehen nach und nach die Dopamin produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra im Mittelhirn zu Grunde. In der Folge haben die Betroffenen nach einiger Zeit mit den typischen Bewegungsstörungen zu kämpfen. Da die Erkrankung oft schleichend beginnt, wird sie von Ärzten nicht immer gleich erkannt; Labortests, die Parkinson zuverlässig identifizieren, fehlen bislang.
Ein Team um Drupad Trivedi von der University of Manchester ist der ungewöhnlichen Frage nachgegangen, ob sich Parkinson vielleicht erschnüffeln lässt. Den Anstoß zu der Studie lieferte die Krankenschwester Joy Milne, die über einen extrem sensiblen Geruchssinn verfügt. Dieser erlaubt es ihr, Düfte wahrzunehmen, die den meisten Menschen verborgen bleiben. Bei Milnes Ehemann Les wurde 1986 im Alter von 45 Jahren die Parkinsonkrankheit diagnostizier – doch sie gab an, schon Jahre vorher eine seltsame Veränderung seines Körpergeruchs bemerkt zu haben, die mit dem Fortschreiten der Erkrankung immer intensiver wurde. Bereits 2017 stellten die Wissenschaftler den Geruchssinn der Krankenschwester auf die Probe und ließen sie anhand von sechs T-Shirts von Menschen mit und ohne Parkinson erschnüffeln, wer wirklich an der Erkrankung litt. Das Experiment gelang – und die Forscher stellten fest, dass es offenbar vor allem der Hauttalg war, der bei den Patienten einen anderen Geruch annahm.
Um herauszufinden, welche Duftmarken genau Milne auf die Spur der Krankheit gebracht hatten, nahmen Trivedi und seine Kollegen deshalb nun Talgproben von 43 Parkinsonpatienten und 21 gesunden Kontrollprobanden, deren flüchtige organische Verbindungen sie anschließend mit Hilfe von Gaschromatografie und Massenspektrometrie untersuchten. Dabei stießen sie tatsächlich auf einige wenige Verbindungen, die bei Menschen mit Parkinson in einer höheren Konzentration vertreten waren als bei gesunden Teilnehmern, darunter Hippursäure, Eicosan und Octadecanal. Ob die Betroffenen bereits Medikamente gegen ihre Erkrankung einnahmen, spielte dabei keine Rolle.
Wie die Wissenschaftler vermuten, könnte der spezielle »Parkinson-Duft« unter anderem mit Hautproblemen einhergehen, die häufig bei den Patienten auftreten und zum Beispiel dazu führen, dass diese mehr Hauttalg produzieren als gesunde Personen. Möglicherweise wirken sich diese Veränderungen auch auf das Mikrobiom der Haut aus, spekulieren die Autoren. Ob sich aus den Erkenntnissen der Forscher tatsächlich ein Test zur Früherkennung von Parkinson ableiten lässt, bleibt allerdings noch unklar. Dazu werden sie ihre Ergebnisse erst in größeren Studien bestätigen müssen.
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