Direkt zum Inhalt

Die Geheimakte Lew Landau

Der geniale sowjetische Physiker galt bisher als unpolitischer Gelehrter, der die Repressalien der Stalin-Ära passiv erduldet habe. Doch aus neuerdings zugänglichen Dokumenten der Geheimpolizei geht hervor, daß er in einem Manifest zum Sturz Stalins aufrief und nur knapp einem Ende in Straflagern entging.

Lew Davidowitsch Landau hat die mathematische Physik des 20. Jahrhunderts mitgeprägt. Seine Theorien beschreiben Phänomene der Tieftemperaturphysik wie Superfluidität und Supraleitung sowie verschiedene Aspekte der Elementarteilchenphysik und vieler anderer Disziplinen; für seine Erklärung der Superfluidität von Helium erhielt er 1962 den Nobelpreis.

Bis heute gehören Landau-Niveaus, Landau-Diamagnetismus, Landau-Spektrum und Landau-Ginsburg-Theorie zum Rüstzeug theoretischer Physiker. Seine Schriften haben Generationen von Wissenschaftlern geprägt (siehe Kasten auf Seite 98). Die Bibliothek der Harvard-Universität in Cambridge (Massachusetts) birgt viermal so viele Titel aus seiner Feder wie aus der des – ähnlich originellen und schulbildenden – amerikanischen Physikers Richard Feynman (1918 bis 1988; Nobelpreis 1965).

Seinen Bewunderern galt Landau als typischer Fall des weltfremden Gelehrten – kühn, respektlos und charmant, aber zugleich gänzlich unberührt von den Niederungen des Alltags. Dabei ignorierten sie zwei politisch brisante Aspekte seiner Biographie: ein Jahr Gefängnis gegen Ende der dreißiger Jahre sowie den Beitrag zur Entwicklung der sowjetischen Atombombe ein Jahrzehnt später.

Erst heute wissen wir, daß Landau ein durchaus politischer Mensch war und dem KGB sein Leben lang zutiefst verdächtig blieb. (Mit KGB – abgekürzt für russisch Komitee für Staatssicherheit – ist hier und im folgenden der für das Aufspüren sogenannter Saboteure zuständige Zweig der sowjetischen Geheimpolizei gemeint; strenggenommen ging der KGB erst 1954 aus dem Ministerium für Staatsicherheit MGB sowie der staatlichen politischen Verwaltung GPU hervor.)

Diese Entdeckung ist teilweise dem Zufall zu verdanken. Im Jahre 1989 veröffentlichte Maja Besserab, die Nichte von Landaus Ehefrau, die vierte Auflage ihrer Biographie des großen Wissenschaftlers. Im Zeichen der vom sowjetischen Premier Michail Gorbatschow kurz zuvor propagierten Glasnost (Offenheit) behauptete die Autorin, nun endlich könne sie die ganze Wahrheit über Landaus Verhaftung von 1938 erzählen: Ein verärgerter früherer Student namens Leonid Pjatigorskij habe Landau seinerzeit als deutschen Spion denunziert – und dies in der Ära der sogenannten großen Säuberungen, als unter Stalin (eigentlich Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili; 1876 bis 1953) Millionen Menschen aufgrund fingierter Beschuldigungen hingerichtet wurden oder in Straflagern verschwanden.

Doch die Biographin hatte Pech, denn Pjatigorskij lebte noch. Zwar stimmte, daß Landau ihn damals aus der Theoretiker-Gruppe des Physik-Instituts in Charkow (Ukraine) ausgeschlossen hatte. Der große Mann – von seinen Studenten kurz Dau genannt – konnte sehr hart sein; an seinem Arbeitszimmer hing ein Warnschild: "Vorsicht! Bissig!" Aber Pjatigorskij hatte nie aufgehört, Landau zu verehren. Entsetzt über Maja Besserabs Anschuldigung brachte er sie im Sommer 1990 vor Gericht. Der zuständige Richter forderte den KGB auf, Landaus Akte zu überprüfen. Darin wurde Pjatigorskij nicht erwähnt, und Maja Besserab entschuldigte sich öffentlich.

Vermutlich fiel dem KGB erst beim Studium der alten Dokumente auf, daß der Stolz der sowjetischen Wissenschaft nicht das unschuldige Opfer stalinistischen Verfolgungswahns gewesen war, sondern ein echter antisowjetischer Aktivist. Im Jahre 1991 veröffentlichte der KGB den Inhalt der Landau-Akte fast vollständig in einer kurzlebigen Zeitschrift der Glasnost-Ära namens "Bulletin des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei" (Bild 2).


Im Innern des KGB

Durch Zufall sah ich die Landau-Akte einige Wochen vor ihrer Veröffentlichung mit eigenen Augen. Bald nach Beginn der sogenannten Perestroika (Umgestaltung) in den späten achtziger Jahren bekam ich eine Forschungsstelle am Institut für Wissenschafts- und Technikgeschichte in Moskau. Sein Direktor war der Sohn des früheren Verteidigungsministers Dimitrij Ustinow (1908 bis 1984). In der Hoffnung, sein Name könnte mir fest verschlossene Türen öffnen, versuchte ich auf gut Glück in die KGB-Archive vorzudringen.

Mit äußerster Sorgfalt formulierte ich einen Brief, der hervorhob, daß über das Schicksal vieler bedeutender sowjetischer Physiker, die in den dreißiger Jahren verhaftet worden waren, fast nichts bekannt sei. Ich zählte zwei Dutzend Namen auf und fragte, ob man als Historiker ihre Akten studieren dürfe. Nach zwei Wochen Bedenkzeit unterzeichnete Ustinow den Brief; zu meinem großen Glück landete das Schreiben, wie ich später erfuhr, auf dem Schreibtisch eines ungewöhnlich liberalen Mitglieds der KGB-Führung.

Zwei Monate später teilte mir die Behörde mit, ich dürfe die Akte untersuchen – in ihrem Hauptquartier im Lubjanka-Gebäude, wo unzählige Häftlinge die ersten Schreckensstunden verbracht hatten. Am Eingang durchsuchte mich ein Wachposten mit aufdringlicher und peinlicher Gründlichkeit. Es gab keinen Leseraum, nur ein sehr kleines Zimmer für die Verwandten der Häftlinge. Mit der Begründung, es wäre unbequem für mich, in einem Raum voll weinender Menschen zu arbeiten, wiesen mir meine Gastgeber das Büro eines erkrankten Angestellten zu. Vielleicht war just in diesem Raum, der noch die Holztäfelung aus den dreißiger Jahren trug, einst Landau verhört worden. Aus dem Fenster konnte ich auf das innere Gefängnis blicken, in dem man ihn eingekerkert hatte.

Auch ich wurde verhört. Zwei Beamte wollten wissen, wieso die Akten toter Physiker irgend etwas Interessantes enthalten sollten. Während ich antwortete, begann ich mich zu fragen, warum man mich überhaupt in das KGB-Hauptquartier eingelassen hatte. Gewiß war den Verhörenden bekannt, daß meine jüdischen Eltern soeben aus Rußland in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren – wollte man mir eine Falle stellen? Erst mit der Zeit beruhigte ich mich und sah ein, daß der KGB sich nur angestrengt bemühte, sein Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern. Als die beiden Männer schließlich fragten, ob der sowjetische Naturforscher und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921 bis 1989) wirklich ein guter Physiker gewesen sei oder bloß ein überschätzter Dissident, überzeugte ich mich erleichtert, daß sie auch nur neugierig waren.

Nach einigen Stunden ließ man mich mit fünf Akten auf dem Schreibtisch allein. Sie stammten aus den Jahren 1930 bis 1952; einige wirkten äußerst unvollständig. Über Landau, der erst in der Endphase des großen Terrors – als eine gewisse Normalisierung einkehrte – verhaftet worden war, gab es eine derart ordentlich geführte Akte, daß mir zunächst der Verdacht kam, es handle sich um eine Fälschung aus neuester Zeit. Doch letztlich kam ich zu dem Schluß, daß sämtliche Dokumente, auch die möglicherweise gefälschten, aus den dreißiger Jahren stammten. Leider konnte ich keine Kopien anfertigen, sondern nur handschriftliche Exzerpte.

In derselben Nacht wie Landau waren auch die Physiker Juri B. Rumer und Moissej Koretz verhaftet worden. Rumer leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Quantenchemie und veröffentlichte mit Landau ein Buch über Relativitätstheorie. Koretz war zwar nicht berühmt, aber ein enger Freund und Vertrauter, bei dem Landau in praktischen Lebensfragen Rat suchte (Bild 3).

In Rumers Akte fand ich drei anonyme Spitzelberichte. Einer war undatiert und bizarr: Angeblich sei ein Bekannter Rumers der Sohn eines Rabbi, lebe in Berlin und arbeite für Hitlers Geheimpolizei Gestapo. Der zweite stammte von März 1938 und beschrieb eine Unterhaltung zwischen Rumer und Landau über sowjetische Funktionäre; Landau habe die Meinung vertreten, von Leuten, die als Untermenschen geboren seien, könne man nichts Gutes erwarten.

Im dritten Bericht vom 19. April enthüllte der Informant, Landau und Rumer wüßten von einem antisowjetischen Flugblatt, das zur Verteilung bestimmt sei. Das handschriftliche Original dieses sensationellen Flugblatts befand sich angeblich in der Akte von Koretz – die, wie man mir sagte, im Büro des Generalstaatsanwalts liege. Landaus Akte enthielt jedoch eine maschinenschriftliche Kopie.

Das Pamphlet sollte vervielfältigt und während der Parade zum 1. Mai heimlich verteilt werden. Wörtlich heißt es darin:

Genossen!

Das große Ziel der Oktoberrevolution wurde schmählich verraten... Millionen Unschuldiger wurden ins Gefängnis geworfen und niemand weiß, wann er selbst an der Reihe sein wird...

Seht Ihr denn nicht, Genossen, daß die Stalin-Clique einen faschistischen Putsch vollbracht hat! Sozialismus gibt es nur noch auf den Seiten der Zeitungen, die sich heillos in Lügen verstrickt haben. Mit seinem wütenden Haß auf den wahren Sozialismus ist Stalin zum Ebenbild von Hitler und Mussolini geworden. Um seine Macht zu erhalten, zerstört Stalin das Land und macht es zur leichten Beute für den bestialischen deutschen Faschismus...

Das Proletariat unseres Landes, das die Macht des Zaren und der Kapitalisten gebrochen hat, wird auch einen faschistischen Diktator und seine Clique besiegen können.

Lang lebe der 1. Mai, der Tag des Kampfes für den Sozialismus!

Die Antifaschistische Arbeiterpartei

Meines Wissens ist dieses Manifest eine von nur drei offenen Verurteilungen Stalins, die sowjetische Bürger in der Zeit des Terrors zu formulieren wagten. Der zweite Fall ist ein offener Brief, den ein sowjetischer Diplomat 1939 nach seiner Flucht nach Paris veröffentlichte; er starb bald darauf unter mysteriösen Umständen. Das dritte Beispiel ist eine Notiz, die der Geochemiker Wladimir Wernadskij (1863 bis 1945) – Gründer und Direktor des staatlichen Radium-Instituts in Petrograd (Sankt Petersburg) – in sein privates Tagebuch schrieb.

Eine solche Verurteilung schriftlich zu fixieren und sogar ihre Verteilung zu planen setzte unglaublichen Mut, wenn nicht Tollkühnheit voraus. Um zu verstehen, warum die Täter nicht sofort erschossen wurden, müssen wir etwas weiter ausholen.

Ein Kind der Revolution

Landau wurde am 22. Januar 1908 als Sohn jüdischer Eltern in der Erdölstadt Baku (Aserbeidschan) geboren. Sein Vater arbeitete als Ingenieur für die örtliche Ölindustrie, seine Mutter war Ärztin. Zur Zeit der Oktoberrevolution von 1917 war Landau erst neun Jahre alt. Schon mit 14 Jahren schrieb er sich an der Universität von Baku ein, und zwei Jahre später wechselte er an die staatliche Universität von Leningrad. Er promovierte 1927 und setzte seine Forschungen am Leningrader Physikalisch-technischen Institut fort – der Wiege der sowjetischen Physik.

Im Jahre 1929 gewann Landau ein Auslandsstipendium. In Kopenhagen arbeitete er ein Jahr lang mit dem schon damals für seine Beiträge zur neuen Quantenphysik berühmten Dänen Niels Bohr (1885 bis 1962; Nobelpreis 1922) zusammen und betrachtete ihn fortan als seinen Mentor. In Cambridge traf er Pjotr Kapitza (1894 bis 1984; Nobelpreis 1978), einen einflußreichen sowjetischen Experimentalphysiker, der seit 1921 in den Cavendish-Laboratorien tätig war. Als Lösung für ein von Kapitza gestelltes Problem entwickelte Landau die Theorie des Diamagnetismus von Elektronen in Metall – seine erste bedeutende wissenschaftliche Leistung.

Drei Jahre später übernahm Landau die Leitung der theoretischen Abteilung des Physikalisch-technischen Instituts der Ukraine in Charkow (Bild 1). Dort begann er seine bahnbrechenden Forschungen über Phasenübergänge der zweiten Art – subtile Veränderungen eines Systems, bei denen (anders als beim Gefrieren von Wasser) Wärme weder abgegeben noch absorbiert wird. Außerdem arbeitete er an einer Theorie des Ferromagnetismus (der spontanen Magnetisierung bestimmter Feststoffe).

Als fähiger und begeisterter Lehrer begann er überdies gemeinsam mit seinem früheren Studenten Jewgenij M. Lifschitz den zehnbändigen Klassiker "Lehrbuch der theoretischen Physik" zu verfassen (auf russisch ab 1938, deutsch seit 1965 zahlreiche aktualisierte Auflagen). Sein Institut erwarb rasch den Ruf, erstklassige Wissenschaftler auszubilden, die fast jedem Problem der theoretischen Physik gewachsen waren.

Der niederländische Physiker Hendrik Casimir (geboren 1909) lernte Landau in Kopenhagen kennen und erinnert sich an ihn als leidenschaftlichen Kommunisten, der sehr stolz auf seine revolutionären Wurzeln gewesen sei. Der Enthusiasmus, mit dem Landau sich dem Aufbau der sowjetischen Wissenschaft widmete, speiste sich aus seiner Begeisterung für den Sozialismus. Im Jahre 1935 veröffentlichte er den merkwürdigen Artikel "Die Bourgeoisie und die Physik der Gegenwart" in der führenden sowjetischen Zeitung "Iswestija". Darin griff er nicht nur den bourgeoisen Hang zu religiösem Aberglauben und egoistischer Bereicherung an, sondern pries auch die "beispiellosen Möglichkeiten zur Entwicklung der Physik in unserem Land, die von der Partei und der Regierung geschaffen wurden". Weil er deutliche Worte liebte, bezeichnete Landau sich und seine Freunde als Kommunisten, während er jene, die er haßte, Faschisten nannte; ältere Fachkollegen gehörten für ihn zur Spezies Wisent (das fast ausgestorbene russische Wildrind).

Doch trotz seines Glaubens an das sowjetische System wurde Landau von einigen sozialistischen Autoren aus ideologischen Gründen attackiert. In den späten zwanziger Jahren sorgte das Problem, daß beim nuklearen Beta-Zerfall ein Teil der Zerfallsenergie scheinbar spurlos verschwand, für erhebliche Aufregung. Landau und andere unterstützten anfangs Bohrs Meinung, dieser Prozeß verletze das Prinzip der Energieerhaltung. Bald entdeckte Landau allerdings, daß dies der Gravitationstheorie Albert Einsteins (1879 bis 1955; Nobelpreis 1921) widersprach, und verwarf die Hypothese. Letztlich setzte sich die Lösung durch, die der österreichisch-amerikanische Physiker Wolfgang Pauli (1900 bis 1958; Nobelpreis 1945) 1931 vorgeschlagen hatte: Für die scheinbar fehlende Energie ist ein – erst 1956 als Neutrino nachgewiesenes – neutrales und masseloses Teilchen verantwortlich, das beim Beta-Zerfall entsteht. Unglücklicherweise hatte der Mitbegründer des Marxismus Friedrich Engels (1820 bis 1895) erklärt, daß das Gesetz von der Erhaltung der Energie für alle Zeiten wissenschaftliche Gültigkeit haben werde, und Landau wurde in der heimischen Presse für seine (vorübergehende) Blasphemie streng getadelt.

Außerdem wurden seine politischen Ansichten bald einer noch viel härteren Belastungsprobe unterworfen. Im Jahre 1934 bekam das Charkower Institut einen neuen Direktor, der die Forschung auf militärische und angewandte Arbeiten orientieren sollte. Landau kämpfte vehement für die reine Wissenschaft. Er schlug vor, das Institut zu teilen, damit ein Zweig der theoretischen Physik gewidmet bleibe.

Auf dem Schwarzen Brett des Instituts, wo lebhaft Argumente für und wider ausgetauscht wurden, trat Koretz engagiert für Landaus Plan ein. Pjatigorskij – nicht ahnend, daß Widerstand gegen die offizielle Direktive als Sabotage der sowjetischen Militärvorhaben ausgelegt würde – bestätigte diesen Plan gegenüber der Verwaltung (wofür Landau ihn des Instituts verwies). Im November 1935 wurde Koretz verhaftet.

Landau trat tapfer für seinen Freund ein und appellierte an die ukrainische KGB-Führung. Tatsächlich wurde Koretz – für jene Zeiten erstaunlich genug – "aus Mangel an Beweisen" freigelassen. (Wenige Monate später erschoß sich der KGB-Verantwortliche von Charkow. Vielleicht war er einer der vielen Idealisten, die mit dem wachsenden Widerspruch zwischen kommunistischen Zielen und trister Wirklichkeit nicht leben konnten.) Die Akte von Koretz enthält jedoch den warnenden Hinweis, der KGB solle ihn im Auge behalten, denn obwohl seine "Schuld nicht bewiesen wurde", sei er "Mitglied einer konterrevolutionären zerstörerischen Organisation, die von Landau geführt wird".

Im Jahre 1937 verhaftete der KGB mehrere in Charkow tätige deutsche Physiker sowie andere Wissenschaftler. Bevor sie erschossen wurden, "gestanden" Landaus Freunde Lew Schubnikow und Lew Rosenkewitsch, er sei Anführer einer konterrevolutionären Organisation. Landau zog es vor, an einen Ort zu fliehen, wo er vielleicht sicherer sein würde. Kapitza bot ihm an, in Moskau die theoretische Abteilung des Instituts für Probleme der Physik zu leiten; im Februar ging Landau dorthin. Bald folgte Koretz; Rumer arbeitete bereits dort. Doch schon bald, am 28. April 1938, wurden Landau und seine beiden Freunde verhaftet.


Im Gefängnis

Landaus Studenten und Mitarbeiter wurden getadelt, weil sie seine Lehren "gegen den dialektischen Materialismus und sogar gegen das Gesetz der Energieerhaltung" unterstützt hätten. Sie wiederum glaubten, jemand habe Landau als Revanche für eine frühere Respektlosigkeit denunziert. Gewiß hatte Landau Feinde, denn er trat anderen gern auf die Füße. Zum Beispiel hatte er an einem 1. April eine offiziöse Bekanntmachung verschickt, in der die Mitglieder des Charkower Instituts nach ihrer Fähigkeit eingestuft wurden und dementsprechend entlohnt werden sollten – ein Spaß, der bei den Oberen nicht gut ankam.

Tatsächlich stand viel mehr auf dem Spiel als nur Unbotmäßigkeit und ideologische Abweichung: Man klagte Landau an, Anführer einer konterrevolutionären Organisation zu sein; als "Beweis" reichten der Geheimpolizei die seinen Mitarbeitern abgepreßten Geständnisse. Der Inhalt des Flugblatts entschied nur über den Zeitpunkt der Verhaftung – eine Woche vor der Parade zum 1. Mai.

Wie sich herausstellte, hatte Rumer mit dem Pamphlet gar nichts zu tun; das bezeugten sowohl Landau als auch Koretz, und dieser Teil der Anklage wurde fallengelassen. Dennoch mußte Rumer aufgrund der erfundenen Beschuldigung, er spioniere für Deutschland, zehn Jahre in einem sogenannten Scharaschka verbringen – einem wissenschaftlich-technischen Institut, das wie eine Haftanstalt geführt wurde.

Landau brachte man ins Lubjanka-Gefängnis. Eine offenbar von einem KGB-Offizier hastig gekritzelte Notiz in der Akte besagt, daß man Landau zwang, täglich sieben Stunden zu stehen, und ihm mit der Abschiebung in das noch mehr gefürchtete Lefortowo-Gefängnis drohte. Nach zwei Monaten war er gebrochen und schrieb ein sechsseitiges Geständnis – das aufschlußreichste Dokument in seiner Akte. (Jeder Gefangene unterzeichnete bei der Entlassung ein Schweigegelübde, und Landau sprach niemals über diese Zeit.)

Darin heißt es: "Anfang 1937 kamen wir zu dem Schluß, daß die Partei entartet war und daß die sowjetische Regierung nicht länger im Interesse der Werktätigen, sondern im Interesse einer kleinen herrschenden Gruppe handelte, daß die Interessen des Landes es verlangten, die gegenwärtige Regierung zu stürzen und in der UdSSR einen Staat zu schaffen, der die Kolchosen [die landwirtschaftlichen Betriebe] und das staatliche Eigentum der Industrie bewahren, aber auf den Prinzipien der bürgerlich-demokratischen Staaten aufbauen sollte."

Obwohl solche Geständnisse angesichts der Umstände, unter denen sie erzwungen wurden, nicht allzu ernst genommen werden dürfen, ist diese Aussage so ungewöhnlich, daß ich sie für wahr halte. Die beiden Physiker hatten eine Schlußfolgerung gezogen, welche die meisten ihrer Landsleute noch ein halbes Jahrhundert später nicht wahrhaben wollten. Koretz war es, der den Freund von der Notwendigkeit praktischen Handelns überzeugt und das Flugblatt niedergeschrieben hatte; doch der politische Kopf war Landau. Er war für seine Schreibfaulheit bekannt: Seine Texte – auch das berühmte Lehrbuch der theoretischen Physik – ließ er meist von Mitarbeitern zu Papier bringen. (Das Geständnis ist der längste handschriftliche Text, den Landau in seinem Leben verfaßt hat.) Damit man das Manifest ernst nahm, hatten die beiden Verschwörer den Namen einer fiktiven Organisation daruntergesetzt.

Koretz verbrachte 20 Jahre in Straflagern und kehrte 1958 nach Moskau zurück; dort traf ich ihn einige Male, bevor er 1984 an Krebs starb. Er begeisterte sich für Naturforschung und arbeitete für ein populäres Wissenschaftsmagazin. Trotz seiner Leiden war er wunderbar lebhaft und agil. Er erzählte mir viele Anekdoten über Landau – aber nie sprach er über die Umstände ihrer Verhaftung. Koretz wurde niemals offiziell rehabilitiert; das deutet darauf hin, daß seine Verhaftung – anders als die der meisten Opfer des Terrors – einen echten Grund hatte.

Kapitza rettete Landau. Als Erfinder einer neuen Technik zur Sauerstoffgewinnung, die für die Metallurgie und somit für industrielle Anwendungen große Vorteile brachte, hatte Kapitza ausgezeichnete Beziehungen zur Regierung. Zudem war er im Umgang mit Ämtern äußerst routiniert: Im Laufe seines Lebens schrieb er mehr als 100 Briefe an den Kreml, um auf die Wissenschaftspolitik Einfluß zu nehmen oder Physiker zu retten – etwa den Quantenfeldtheoretiker Wladimir Fok (1898 bis 1974).

Im Jahre 1938 ging die Phase des schlimmsten Terrors zu Ende; Geheimdienst-Chef Nikolaj Jeschow wurde hingerichtet und durch Lawrentij P. Berija (1899 bis 1953) ersetzt. Nach zweijährigem Blutbad war Stalin am Ziel – er hatte alle Rivalen, tatsächliche und eingebildete, vernichtet. Kapitza erkannte die Gunst der Stunde und schrieb an den Ministerpräsidenten (und späteren Außenminister) Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (1890 bis 1986), er habe soeben eine Entdeckung "auf dem rätselhaftesten Gebiet der modernen Physik" gemacht; kein anderer als Landau könne sie theoretisch erklären. Am Vorabend des 1. Mai 1939 wurde Landau nach einjähriger Haft gegen Kaution entlassen. Binnen weniger Monate vermochte er die von Kapitza entdeckte Superfluidität mittels Phononen (quantisierten Schallwellen) und Rotonen (quantisierten Wirbeln) zu beschreiben. Einige Jahrzehnte später wurden beide für ihre Leistung mit Nobelpreisen ausgezeichnet (Landau 1962, Kapitza 1978).

Im Jahre 1939 heiratete Landau K.T. Dro-bansewa, 1946 wurde ihr Sohn Igor geboren. Die Ehe verlief ungewöhnlich. Anscheinend glaubte Landau an freie Liebe und drängte seine Studenten und seine bestürzte Ehefrau, sich entsprechend zu verhalten.

Wenige Jahre nach Landaus Freilassung setzte Stalin das sowjetische Atombombenprojekt in Gang; nach dem Abwurf der amerikanischen Uranbombe auf Hiroshima erhielt es höchste Priorität. Kapitzas Institut wurde diesem Zweck untergeordnet, und Stalin setzte Geheimpolizeichef Berija als Aufpasser ein. Kapitza war zwar kein Pazifist, doch fand er es unerträglich, unter Stalins Obergendarm in einer Atmosphäre größter Geheimhaltung zu arbeiten. Er beschwerte sich schriftlich bei Stalin: Berija sei unfähig, ein solches Projekt zu leiten.

Das war ein extrem riskantes Spiel. General Andrej Chrulow, ein Freund Kapitzas, berichtete ihm von einer Unterhaltung zwischen Berija und Stalin, die er mitgehört hatte. Berija wollte Kapitzas Kopf; doch Stalin erwiderte, er dürfe Kapitza zwar all seiner Funktionen entheben, ihn aber nicht töten. Offenbar respektierte Stalin den weltweiten Ruf des Physikers, der immerhin Mitglied der britischen Royal Society war.


Die sowjetische Wasserstoffbombe

Kapitza entging zwar der Hinrichtung, blieb aber bis zu Stalins Tod unter einer Art Hausarrest. Landau wurde dem geheimen Bombenprojekt zugeteilt. Er hatte dort nicht theoretische Physik zu treiben, sondern eher numerische Mathematik (Bild 4). Zusammen mit den ihm unterstellten Physikern berechnete er die Dynamik der ersten sowjetischen Wasserstoffbombe, der sogenannten Slojka (Blätterteig-Gebäck), die mit Lithiumdeuterid gefüllt war. Nach Auskunft des deutsch-amerikanischen Physikers Hans Bethe (geboren 1906; Nobelpreis 1967), der an der Entwicklung der amerikanischen Nuklearwaffen entscheidend mitwirkte, zogen die Amerikaner ursprünglich dieselbe Verbindung – mit anderen Füllmaterialien – für eine ähnliche Konstruktion in Betracht. Doch vermochten sie im Gegensatz zu Landau nicht, die Sprengkraft rechnerisch abzuschätzen.

Die mathematischen Mittel, die Landau zu diesem Zweck entwickelt hatte, wurden während der ersten Entspannungsphase des nuklearen Wettrüstens teilweise von der Geheimhaltung befreit und 1958 veröffentlicht. Diese Arbeit über numerische Integration wirkt in Landaus gesammelten Werken eher wie ein Fremdkörper. Im selben Band findet sich seine wohl einflußreichste Veröffentlichung, die er zusammen mit Witalij Ginsburg 1950 während der Forschungsarbeiten zur Bombe verfaßte. Darin wird eine umfassende Theorie entwickelt, mit der sich die unterschiedlichsten Systeme – Supraleiter, Elementarteilchen, chemische Mischungen und so weiter – in einfacher Weise beschreiben lassen. Sie nimmt das Phänomen der Symmetriebrechung vorweg, das für die moderne Kosmologie und Teilchenphysik von grundlegender Bedeutung ist.

Ironischerweise wurde Landau für seinen Beitrag zur Entwicklung der Atom- sowie der Wasserstoffbombe nicht nur zweimal mit dem Stalin-Preis ausgezeichnet (1949 und 1953), sondern er erhielt obendrein 1954 auch noch den Titel "Held der sozialistischen Arbeit". Doch 1957, so vermute ich, ersuchte Landau bei der Kommunistischen Parteizentrale um die Erlaubnis, ins Ausland zu reisen. Auf Anfrage der Partei lieferte der KGB Mitschriften von Gesprächen und Unterhaltungen, die Landau mit seinen Freunden zwischen 1947 und 1957 geführt hatte; das Material war mit "speziellen Techniken", wie der KGB sich ausdrückte, und von Spitzeln beschafft worden. Das äußerst aufschlußreiche Dokument landete in den Archiven der Kommunistischen Partei.

In den Mitschriften beschreibt sich Landau als "Wissenschaftssklave". Das ist angesichts seiner rebellischen Natur keine Überraschung; außerdem war er durch seine Erfahrungen in den dreißiger Jahren zum erbitterten Gegner Stalins geworden. Doch aus den Dokumenten spricht eine tiefergehende Veränderung seiner politischen Überzeugungen. Bei einer Gelegenheit bemerkte ein Freund, daß Lenin, sollte er plötzlich wieder zum Leben erwachen, entsetzt wäre über das, was er sehen müßte. "Lenin wandte dieselben Unterdrückungsmethoden an", entgegnete Landau.

Später sagte er: "Unser Regime ist, wie ich seit 1937 eingesehen habe, eindeutig faschistisch, und es könnte sich nicht von selbst so einfach verwandeln... Ich glaube, solange dieses Regime besteht, ist es lächerlich, darauf zu hoffen, daß es sich zu etwas Anständigem entwickelt... Die Frage nach einer friedlichen Abschaffung unseres Regimes ist die Frage nach der Zukunft der Menschheit... Ohne Faschismus gibt es keinen Krieg." Er schloß mit der Bemerkung: "Es ist ganz klar, daß Lenin der erste Faschist war."

Man muß sich vor Augen führen, wie außergewöhnlich diese Ansichten waren. Fast alle Kollegen Landaus waren damals zutiefst prosowjetisch – darunter Igor Jewgenjewitsch Tamm (1895 bis 1971), der 1958 als erster Sowjetbürger den Nobelpreis für Physik erhielt, und Andrej Sacharow, der 1975 der erste sowjetische Friedensnobelpreisträger wurde. Selbst wenn sie Stalins Verantwortung für die in seinem Namen begangenen Verbrechen erkannten, sahen sie in ihm den Kriminellen, der Lenins Sache verraten hatte; Lenin selbst blieb für sie ein Held.

Soweit ich weiß, gab es nur zwei Physiker, die aussprachen, daß sie die Arbeit an Stalins Bombenprojekt verabscheuten. Der eine war Landau, der andere Michail Leontowitsch (1903 bis 1981), der 1951 Leiter der theoretischen Forschung im sowjetischen Kernfusionsprogramm wurde. Landau diente dem Projekt, weil es ihn vor den Behörden schützte. Er suchte seinen Beitrag zu begrenzen und verfluchte einmal den Physiker Yakow B. Zel'dowitsch (1914 bis 1987) als "dieses Miststück", weil der ihn stärker einspannen wolle. Nach Stalins Tod bemerkte Landau zu seinem Freund und Schüler Isaac M. Chalatnikow: "Das war's. Er ist weg. Ich habe vor ihm keine Angst mehr, und ich werde nicht länger an [Kernwaffen] arbeiten." Tatsächlich verließ Landau das Bombenprojekt.

Freilich stellt sich die Frage: Wenn er wirklich ungern an der Bombe arbeitete, warum leistete er dann so wichtige Beiträge dafür? Landaus Schüler Chalatnikow, der spätere Direktor des 1965 geschaffenen Landau-Instituts für theoretische Physik, gab mir darauf zur Antwort, Landau sei einfach unfähig gewesen, Schund abzuliefern.

Jedenfalls war Landau wohl der einzige Mitarbeiter am Bombenprojekt, der das sowjetische System so bedingungslos verwarf und mutig genug war, dies auch auszusprechen. Seine Position muß für ihn besonders qualvoll gewesen sein, denn er arbeitete im Bewußtsein, einem durch und durch verabscheuungswürdigen Regime die mächtigste Massenvernichtungswaffe in die Hand zu geben.

Im Jahre 1962 erlitt Landau bei einem Autounfall schwerste Hirnverletzungen. Er wurde sechsmal dem klinischen Tod entrissen und überlebte mit veränderter Persönlichkeit und unter tragischem Verlust seines wissenschaftlichen Genies. Ihm selbst war wohl bewußt, wie es um ihn stand. Er starb am 1. April 1968; sein Student Alexander I. Ahkieser erinnert sich, daß er die Todesnachricht zunächst für einen von Daus typischen Aprilscherzen hielt.

Nachdem ich zwei Wochen lang KGB-Akten studiert hatte, konnte ich einfach nicht mehr weitermachen. Die Häufung der ruinierten Lebensläufe, die darin dokumentiert waren, überwältigte mich. Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 wurde der KGB umstrukturiert, und seitdem, soweit mir bekannt ist, hat kein Historiker mehr regelmäßigen Zugang zu den Archiven. Zweifellos bergen die Akten noch viele unglaubliche Geschichten – vielleicht auch ein paar mehr über den außergewöhnlichen Physiker Lew Landau.

Literaturhinweise

- "Meine antisowjetische Tätigkeit...": Russische Physiker unter Stalin. Von Gennady Gorelik. Vieweg, Braunschweig 1995.

– Landau, the Physicist and the Man: Recollections of L.D. Landau. Herausgegeben von I.M. Chalatnikow. Pergamon Press, 1989.

– Kapitza in Cambridge and Moscow: Life and Letters of a Russian Physicist. Herausgegeben von J.W. Boag, P.E. Rubinin und D. Shoenberg. North-Holland Publishers, 1990.

– Matvei Petrovich Bronstein and Soviet Theoretical Physics in the Thirties. Von Gennady Gorelik und Viktor Ya. Frenkel. Birkhäuser, Basel und Boston 1994.

– Stalin and the Bomb: The Soviet Union and Atomic Energy, 1939-1956. Von David Holloway. Yale University Press, 1994

Kasten: Landaus wissenschaftliche Leistungen

Als einer der ersten führte Landau 1927 die sogenannte Dichtematrix ein – ein mathematisches Werkzeug zur Behandlung gemischter Quantenzustände. Er beschrieb das Verhalten eines Elektronengases und fand heraus, daß Elektronen in einem äußeren Magnetfeld diskrete Energiezustände einnehmen, die man heute Landau-Niveaus nennt. Auf dem Gebiet der Astrophysik postulierte er die Existenz sogenannter Neutronenkerne, die später als Neutronensterne bezeichnet wurden; außerdem erklärte er mit seiner Kaskadentheorie, wie die kosmische Strahlung in der Lufthülle Elektronenschauer hervorruft.



Zu Landaus größten Entdeckungen gehören die Phasenübergänge der zweiten Art, bei denen eine Substanz aus einem geordneten Zustand in einen ungeordneten wechselt, ohne Wärme zu absorbieren; ein Beispiel ist der Übergang tiefgekühlten Heliums in den superfluiden Zustand. Landau postulierte zur Erklärung der Superfluidität unter anderem sogenannte Rotonen; solche quantisierten Wirbelanregungungen sind unterdessen nachgewiesen worden. Außerdem führte er mit dem Ordnungsparameter, einer Art makroskopischer Wellenfunktion, ein mächtiges theoretisches Werkzeug ein: Beim superfluiden Helium beschreibt der Ordnungsparameter das Verhalten der Atome in ihrem gemeinsamen Quantenzustand; bei Supraleitern läßt sich damit angeben, wie der Strom mit einem äußeren Magnetfeld wechselwirkt, und bei superfluidem Helium-3 erklärt der Parameter eine Vielzahl komplexer Konfigurationen.



In den fünfziger Jahren entwickelte Landau gemeinsam mit seinem Studenten Witalij Ginsburg theoretisches Rüstzeug, mit dem sich – wiederum mittels eines Ordnungsparameters – das universelle Phänomen der gebrochenen Symmetrie einfach beschreiben läßt. Zwar bezog sich die Landau-Ginsburg-Theorie ursprünglich nur auf die Supraleitung, doch heute spielt das Prinzip der Symmetriebrechung in Kosmologie und Teilchenphysik eine fundamentale Rolle.



Landau untersuchte auch, wie Ferromagnete – zum Beispiel Kompaßnadeln – sich als mikroskopische Domänen einheitlicher Magnetisierungsrichtung organisieren. Er arbeitete auf dem Gebiet der Plasmaphysik und entwickelte 1956 die Theorie der Fermi-Flüssigkeiten, die aus stark wechselwirkenden elektronenähnlichen Quasiteilchen aufgebaut sind. Sein Interesse galt auch der Elementarteilchentheorie: Er entwickelte ein statistisches Bild des Atomkerns, stellte in der Quantenelektrodynamik die sogenannten Landau-Bedingungen auf und postulierte mit anderen Forschern das Erhaltungsprinzip der Ladungsparität. Damit ist die Liste von Landaus Leistungen noch keineswegs erschöpft.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 11 / 1997, Seite 94
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Vielfältige Quanten

Wir tauchen ein in die Welt der Quanten, die uns noch immer zahlreiche Rätsel aufgibt. Forscher entwickeln ständig neue Modelle und hinterfragen Grundlegendes, wie beispielsweise das Konzept der Zeit. Gleichzeitig macht die Entwicklung neuer Quantencomputer große Fortschritte und könnte unsere Verschlüsselungssysteme bedrohen. Experten arbeiten an neuen Methoden, um unsere Daten zu schützen. Erfahren Sie, wie diese Herausforderungen gemeistert werden und ob Kryptografen den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen können.

Spektrum der Wissenschaft – Quantencomputer

Supraleitende Schaltkreise, neutrale Atome oder Ionenfallen – es gibt viele verschiedene Ansätze, Qubits zu realisieren. Welche Technologie am Ende im Quantencomputer stecken wird, ist noch offen. Wir geben einen Überblick über die sechs aktuellen Favoriten. Außerdem im Heft: In Island planen Wissenschaftler, im Bereich der Krafla zu einem Reservoir mit flüssigem Gestein vorzudringen. So wollen sie erstmals Magma direkt erforschen – und geothermische Energie erschließen. Wir stellen außerdem die ersten überraschenden Ergebnisse von Gesteinsproben des Asteroiden Bennu vor, die aus zu den Anfängen des Sonnensystems stammen. Die ältesten Höhlenmalereien finden sich auf Indonesien. Fachleute suchen nach den Ursachen, warum diese seit Ihrer Entdeckung plötzlich verfallen.

Spektrum - Die Woche – Auf ewig Postdoc

Sie hangeln sich von Vertrag zu Vertrag, pendeln von Kontinent zu Kontinent. Kein Wunder, dass Postdoc-Beschäftigte zunehmend unzufrieden mit ihren Lebensverhältnissen sind. Außerdem stellen wir in dieser Ausgabe die ersten Bilder von Euclid vor und fühlen de Kategorientheorie auf den Zahn.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.