Ethnomathematik II: Die Quipus der Inka
Die Buchhaltung des südamerikanischen Reichs arbeitete mit Knotenschnüren, den Quipus. Die darin kodierten Zahlen sind, im Gegensatz zu textlichen Inhalten, kein Geheimnis mehr.
Dieser Artikel ist eine aktualisierte Fassung des gleichnamigen Artikels in Spektrum der Wissenschaft Spezial 2/2006 "Ethnomathematik", S. 26.Im Jahr 1532 tobte noch immer der Krieg zwischen den beiden verfeindeten Inka-Herrschern Atahualpa und Huascár. Dieser Bruderzwist – entsprungen aus der Teilung des Reichs nach dem Tod ihres Vaters Huayna Cápac 1527 – beschleunigte den Untergang ihrer Zivilisation. Denn die Schwächung der Zentralmacht und die Feindseligkeiten spielten dem spanischen Eroberer Francisco Pizarro (1475 – 1541) in die Hände, der im selben Jahr an der Küste des heutigen Ecuador landete.
Etliche Jahre später bereiste der Spanier Garcilaso de la Vega (1539 – 1616) das nunmehr kolonialisierte Reich und zeichnete dessen Traditionen auf. El Inca, wie er genannt wurde, war ein bedeutender Humanist. Der Sohn eines spanischen Hauptmanns und einer Inka-Prinzessin betonte stets seine indianische Herkunft. Wenn die Inka nach Cuzco gingen, um dort ihre Steuer an die neuen Herrscher aus der Alten Welt zu entrichten, so drehten sie laut seinem Bericht zunächst ein- oder mehrfarbige Schnüre und stellten darauf Zahlen mit Hilfe von Knoten dar. Diese Schnüre wurden ähnlich wie Fransen geordnet an eine Hauptschnur geknüpft. Dieses Hilfsmittel der Zahldarstellung hieß Quipu; das Wort bedeutet "Knoten" in Quechua, der Sprache der Inka. Neben zahlenmäßig fassbaren Daten sollen Quipus auch ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben