Metrologie: Die Zukunft von Kilogramm und Co.

Einmal im Jahr wird in einer feierlichen Zeremonie überprüft, ob der Zylinder noch vorhanden und unversehrt ist. 1950 und 1990 erfolgte zudem ein Vergleich der Kopien mit dem Original. Das Ergebnis: Die meisten Kopien sind nun etwa 50 Mikrogramm schwerer als das Urkilogramm. Vermutlich aber ist der Prototyp auf Grund von Alterungsprozessen oder durch Masseverluste beim Reinigen leichter geworden – und somit streng genommen auch das Kilogramm! Die geringe Differenz hat für das Alltagsleben wenig Bedeutung, ein Bäcker könnte sie kaum auswiegen. Für die Wissenschaft ergibt sich ein anderes Bild, denn das Kilogramm geht in die Definition weiterer Einheiten ein, etwa in die der elektrischen Spannung oder der Magnetfeldstärke.
Solche Probleme von Verlust, Beschädigung oder Alterung sind ein grundsätzliches Problem bei Standards, die auf den Eigenschaften von Artefakten beruhen. Schon vor über 100 Jahren schlug der schottische Physiker James Clerk Maxwell (1831 – 1879) daher vor, Maßeinheiten an unveränderlichen Eigenschaften von Molekülen beziehungsweise Atomen festzumachen. Beim Kilogramm haben sich die Metrologen auf zwei aussichtsreiche Wege verständigt: Der erste Ansatz definiert das Kilogramm als Masse einer genau bestimmten Anzahl von Atomen der gleichen Sorte. Der Gedanke liegt nahe, ein "Urkilogramm 2.0" gezielt aufzubauen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, denn die Masse eines Atoms ist 1025-mal kleiner als ein Kilogramm, so dass entsprechend viele davon abgezählt werden müssten. Tatsächlich ist genau das versucht worden...
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