Riskantes Spielen: Ein Recht auf Schrammen
Hoch oben im Kirschbaum sitzt er, Vincent, ein Lächeln im Gesicht, und summt. Es hat ihn einige Mühe gekostet, dorthin zu gelangen: Zuerst über den schräg hängenden Stamm balancierend, bis der zu steil wurde, dann einen Moment der Angst überwindend, das Zögern, das "Kann-ich-nicht". Schließlich beherzt das letzte Stück steigend bis zum herrlichen Ausguck in luftiger Höhe, wo er zufrieden und eins mit sich selbst verweilt.
Wie fast alle seine Altersgenossen liebt mein Sohn, jetzt fünfeinhalb, das Klettern. Wo Bäume fehlen, turnt er auf Spielgeräten, Boulderwänden oder Schränken, hinauf, immer hinauf. Oder hinunter – Sprünge übt er seit Jahren: vom Fels ins Gras, von der Mauer auf Asphalt oder die Treppe hinab, zwei Stufen, drei, inzwischen fünf, die Hosen haben Löcher, die Beine blaue Flecken.
Wer viel mit Kindern zu tun hat, weiß, wie sehr sie solchen Nervenkitzel lieben, den Wonneschauer der Gefahr, die Höhe, die Geschwindigkeit, das Kreiseln, Schaukeln, Hängen, Balancieren. Im Spiel mit Wagnis und selbst gewähltem Risiko, erklären Entwicklungsforscher, loten Kinder Grenzen aus, um Schritt für Schritt darüber hinauszuwachsen ...
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