Medizin: Eine neue Haut
Fachartikel sind oft schwer verständlich, aber es kommt selten vor, dass die Lektüre regelrecht schmerzt. Doch wer das erste Bild in dem »Nature«-Paper »Regeneration of the entire human epidermis using transgenic stem cells« betrachtet, kann kaum anders, als zusammenzuzucken: Es zeigt den kleinen Jungen Hassan, der von Kopf bis Fuß mit offenen, blutenden Wunden übersät ist.
Der Sohn syrischer Flüchtlinge, die nach Deutschland kamen, leidet an einer angeborenen Hauterkrankung namens Epidermolysis bullosa junctionalis (EBJ). Dieser schweren Komplikation liegt ein Defekt in einem der Gene LAMA3, LAMB3 und LAMC2 zu Grunde. Sie enthalten die Baupläne für Untereinheiten des Proteins Laminin-332, das dafür sorgt, dass die Deck- und Bindegewebsschichten der Haut miteinander verbunden sind. Ist das Protein infolge fehlerhafter Erbanlagen defekt, löst sich die Ober- von der Lederhaut, und überall auf dem Körper sowie den inneren Schleimhäuten entstehen schmerzhafte Blasen und großflächige Wunden, die sich häufig infizieren.
Im Jahr 2015 war Hassan sieben Jahre alt und seine Haut fast vollständig zerstört; auf Grund schwerer bakterieller Infektionen schwebte er in Lebensgefahr. Ärzte an der Ruhr-Universität in Bochum konnten ihn nur palliativmedizinisch behandeln, um seine Qualen so gut es ging zu lindern. Doch Hassans Vater fragte sie, ob es möglicherweise experimentelle Therapien gebe, die sich noch im Versuchsstadium befänden. Daraufhin nahmen die Ärzte Kontakt zu dem Biomediziner Michele De Luca von der Universität Modena und Reggio Emilia (Italien) auf, der eine radikale neue Therapiemethode entwickelt …
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