Tauchen: Entspannter Atmen
Wer Stunden unter Wasser zubringt – bei Berufstauchern keine Seltenheit – und dabei Luft über ein Mundstück aus der Flasche atmet, der leidet oft an Zahnschmerzen, müder Kaumuskulatur oder schmerzendem Kiefergelenk. Die Folgen reichen von Kopfschmerzen bis hin zu Sehstörungen und Tinnitus. Standardmundstücke bieten dem Taucher nämlich nur zwei recht kurze, dafür dicke Beißflächen, um es festzuhalten. Die Druckbelastung wird nur bis zum vorderen Backenzahn verteilt, der Unterkiefer gerät in eine unphysiologische Haltung. Den Empfehlungen von Zahnärzten und Zahntechnikern folgend kommt nun ein anatomisch vorgeformtes Mundstück auf den Markt, dessen Haftfläche von den Eckzähnen bis zu den hinteren Backenzähnen reicht. Es ist zudem nur so dick, dass die Kiefer in einer normalen Ruheposition bleiben. Das Material, ein thermoplastisches Copolymer, lässt sich durch Erwärmen dem individuellen Gebiss des Tauchers anpassen.
Getestet wurde das Mundstück unter anderen von dem Begleitteam des Weltmeisters im Apnoe-Tauchen, Umberto Pelizzari. Bis in eine Tiefe von 135 Metern und Taucheinsätzen von bis zu 160 Minuten wurde es zwei Jahre lang getestet. In mehr als 300 Einsätzen blieben die beschriebenen Symptome aus; zudem wiesen die Mundstücke keine Risse oder Brüche auf, vermutlich auf Grund der geringeren aufzuwendenden Haltekraft. Weitere Forschungen sollen klären, ob auch die bei Berufstauchern hohe Kariesanfälligkeit reduziert wird.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2002, Seite 95
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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