Archäologie: Europas erste Metropolen
Im Boden der Ukraine schlummert ein kostbarer Schatz: Schwarzerde. Der fruchtbare Untergrund hatte sich auf den weit reichenden Lössarealen des Landes gebildet – und zwar durch das Zutun des Menschen. Erst als Wälder gerodet und Flächen urbar gemacht wurden, entstand auch die Schwarzerde. Diese Entwicklung begann vielleicht schon um 4800 v. Chr. Zu jener Zeit ließen sich die ersten Bauern in der Region zwischen den Flüssen Prut und Dnjepr nieder und betrieben Ackerbau und Viehzucht. Zwischen 4100 und 3650 v. Chr. profitierten die Bewohner der Region ganz besonders von der exzellenten Bodengüte. Sie gründeten riesige Siedlungen mit bis zu 1700 gleichzeitig bewohnten Häusern. In Europa hatte es zuvor nichts Vergleichbares gegeben.
Die ersten Zeugnisse entdeckten vor rund 130 Jahren Gelehrte aus Kiew. Dann dokumentierten vor etwa 50 Jahren sowjetische Luftbildarchäologen und Geophysiker im großen Stil die Überreste der Riesensiedlungen und ordneten sie der Tripolje-Kultur zu: kupferzeitlichen beziehungsweise chalkolithischen Gesellschaften, die in der Waldsteppenlandschaft der Ukraine und Moldawiens lebten. Die so genannten Megasites, die sich auf Flächen von bis zu 200 Hektar erstreckten, finden sich vor allem in der Zentralukraine. Rund 15 solcher Stätten mit mehr als 100 Hektar Größe sind bekannt. Rechnet man mit fünf Bewohnern pro Wohnhaus, dann zählten die Orte bis zu 15 000 Menschen. Doch die Siedlungen existierten nur für relativ kurze Zeit – zwischen 150 und 200 Jahre. Danach wurden sie verlassen und niedergebrannt.
Ihr Ende und vor allem ihre außergewöhnlichen Dimensionen werfen Fragen auf …
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