Evolution der Moral: Die Wurzeln der Fairness
In Hieronymus Boschs "Der Garten der Lüste" finden sich zwei Tümpel mit einer Art Ursuppe, aus der Wesen mit Federn und Flossen, Fische mit Flügeln, ein schwimmendes Einhorn, ein Vogel mit drei Köpfen, ein Seehund mit Vorderbeinen und verschiedene Amphibien steigen. Besonders spannend ist ein Wesen mit Entenschnabel, das ein Buch liest – eine Anspielung darauf, dass die Frucht des Wissens schon im paradiesischen Schlammtümpel angelegt war. Indem der Künstler noch unvollkommene Wesen zu Adam und Eva gesellt, scheint er eine Verbindung zwischen den bescheidenen Lebensformen und der Entstehung des Menschen herzustellen.
Alles hat ganz einfach begonnen. Das gilt nicht nur für unseren Körper – mit den Händen, die sich aus den Vorderflossen entwickelt haben, und den Lungen, die aus einer Schwimmblase entstanden sind –, sondern auch für unser Denkvermögen und unser Verhalten. Die Vorstellung, dass unsere Moralität nichts mit diesen bescheidenen Anfängen zu tun hat, wurde uns von der Religion eingetrichtert und von der Philosophie übernommen. Allerdings steht das im krassen Widerspruch zu allem, was uns die moderne Wissenschaft über die Vorrangstellung von Intuition und Emotionen lehrt. Außerdem widerspricht es dem, was wir über andere Tiere wissen. Manche behaupten, Tiere seien eben, was sie sind, während unsere Spezies Idealen folge, aber das lässt sich leicht widerlegen. Nicht, weil wir keine Ideale hätten, sondern weil auch andere Spezies welche haben. ...
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