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Medizin: Fremde Zellen

Vielleicht beherbergt jeder Mensch einige Zellen seiner Mutter. Ebenso besitzen Frauen anscheinend Zellen ihrer Kinder. Was mögen die Fremdlinge im Körper anstellen?
"Ich enthalte Vielheiten" (im Original: "I contain multitudes") – notiert der amerikanische Schriftsteller Walt Whitman (1819 – 1892) in seinem langen Poem "Gesang von mir selbst" ("Song of Myself"). An biologische Phänomene dachte Whitman dabei sicherlich nicht. Aber die Aussage passt. Denn vermutlich beherbergen wir alle Zellen, die nicht von der befruchteten Eizelle abstammen, aus der wir hervorgegangen sind. Die Fremdlinge fallen wegen ihrer anderen genetischen Ausstattung auf. In jedem Menschen dürften einige Zellen der eigenen Mutter hausen, die sie ihm in der Schwangerschaft übertrug. Im Gegenzug nimmt eine werdende Mutter Zellen ihres Kindes auf.

Das eigentlich Überraschende daran ist allerdings nicht, dass einzelne Zellen die Plazenta passieren. Das Gewebe, das Mutter und Kind verbindet, bildet ja nur ein selektives Hindernis, keine völlig unüberwindliche Barriere. Zum Beispiel müssen bestimmte Stoffe hindurchtreten können, die das Kind für seine Entwicklung benötigt. Aber es frappiert dennoch, wie viele übergetretene Zellen sich später in ihrem neuen Wirt halten. Die Eindringlinge zirkulieren in dessen Blut und nisten sich sogar in den verschiedensten Geweben ein.

Mediziner sprechen von einem Mikrochimärismus, wenn der Körper einige Zellen eines anderen Individuums enthält. Es gibt jetzt Anzeichen, dass dies unter Umständen gesundheitlich nützlich, aber mitunter wohl auch gefährlich ist...

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