Gedächtnis: Grippe verändert das Gehirn
Eine Infektion mit Grippeviren verursacht offenbar neuronale Anpassungen, die sich noch einen Monat nach der Erkrankung nachweisen lassen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Martin Korte von der TU Braunschweig und Klaus Schughart vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.
Die Wissenschaftler untersuchten Effekte dreier Typen von Influenzaviren an insgesamt 193 Mäuseweibchen. Dabei achteten sie auf die Morphologie und Funktion der Hirnzellen, analysierten die Genaktivität und führten Gedächtnistests durch. Sowohl der an die Mäuse angepasste menschliche Erreger H3N2 wie der aus Seehunden gewonnene Subtyp H7N7 veränderte demnach längerfristig die Neurone des Hippocampus. Dies schwächte insbesondere das räumliche Gedächtnis der Tiere. Die Auswirkungen ließen sich noch 30 Tage nach der Infektion beobachten. So war etwa die Zahl der dendritischen Dornen der Nervenzellen deutlich reduziert und damit die Signale, die Neurone empfingen. Zudem waren in der Hirnregion wesentlich mehr Mikroglia aktiv, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Lediglich ein Erreger (H1N1) zeigte keinen solchen Effekt.
Eine Grippe betrifft nicht nur die Atemwege, sondern kann ebenso Auswirkungen auf das Zentralnervensystem haben. Zum Beispiel kann der Vogelgrippeerreger H5N1 Nervenzellen infizieren und eine Immunreaktion auslösen, durch die Neurone im Gehirn absterben. Auch klassische Grippeviren können speziell bei Kindern zu neuropsychiatrischen Komplikationen führen. Unklar war allerdings bislang, ob solche Schäden über die akute Erkrankung hinaus bestehen bleiben.
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