Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Lateralisierung: Hormonelle Harmonie

Zwei Hirnhälften sitzen im Kopf. Ob wir beide Hemisphären gleich stark nutzen oder bestimmte Probleme eher einseitig angehen, steuern unsere Hormone.
Ungleiches Duo
Wie Bild und Spiegelbild erscheint unser Gehirn auf den ersten Blick. Doch der Eindruck täuscht. Seit mehr als 100 Jahren wissen Forscher, dass die nahezu symmetrischen, nur durch den Balken verbundenen Hirnhemisphären trotz ihres ähnlichen Aussehens durchaus unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Sie kontrollieren zwar in trauter Zweisamkeit unser Verhalten, doch die linke Seite glänzt etwa mit ihren "sprachlichen Fähigkeiten", während das rechte Pendant vor allem unserer räumlichen Wahrnehmung dient. Diese als "funktionelle zerebrale Asymmetrie" bekannte Eigenschaft des Gehirns kennzeichnet nicht nur den Menschen, sondern auch viele Tierarten.
Das Ausmaß der Lateralisierung – also der funktionellen Ungleichheit zwischen beiden Hirnhälften – kann allerdings je nach Geschlecht beträchtlich variieren: Während Männer sprachliche und räumliche Aufgaben stärker mit der jeweils darauf spezialisierten Hirnhälfte bewältigen, scheinen Frauen dabei beide Hemisphären zu etwa gleichen Teilen einzusetzen. Das weibliche Gehirn ist also funktionell symmetrischer organisiert als das männliche (siehe G&G 6/2003, S. 56). Dies zeigen auch moderne Verfahren wie die Elektroenze­phalografie (EEG) oder die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT).
Doch was verursacht diese Unterschiede in der Symmetrie? Aus biologischer Sicht drängen sich sofort Verdächtige auf: die Geschlechtshormone ...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Faszinierendes Gehirn: Faszinierendes Gehirn

Asymmetrie: Warum das Gehirn unterschiedliche Hälften hat • Zaubertricks: So manipulieren Illusionisten unser Denken • Optimierung: Neuroenhancer und Hirn-Computer-Schnittstellen • …

  • Quellen
Literaturtipps

Hines, M.: Brain Gender. Oxford University Press, Oxford 2005.

Lautenbacher, S. et al. (Hrsg.): Gehirn und Geschlecht. Neurowissenschaft des kleinen Unterschieds zwischen Frau und Mann. Springer, Heidelberg 2007.
Markus Hausmann, Onur Güntürkün und Stefan Lautenbacher stellen die Unterschiede zwischen Männer- und Frauengehirnen vor.


Quellen

Bayer, U. et al.:Interhemispheric Interaction across the Menstrual Cycle. In: Neuropsychologia 46(9), S. 2415-2422, 2008.

Bayer, U., Hausmann, M.:Estrogen Therapy Affects Right Hemispheric Functioning in Postmenopausal Women. In: Hormones and Behavior 55(1), S. 228-234, 2009.

Bayer, U., Hausmann, M.: Effects of Sex Hormone Therapy on Interhemispheric Crosstalk in Postmenopausal Women. In: Neuropsychology, im Druck.

Hausmann, M. et al.:Sex Differences in Oral Asymmetries during Wordrepetition. In: Neuropsychologia 36(12), S. 1397-1402, 1998.

Hausmann, M., Güntürkün, O.:Sex Differences in Functional Cerebral Asymmetries in a Repeated Measures Design. In: Brain and Cognition 41(3), S. 263-275, 1999.

Hausmann, M., Güntürkün, O.:Steroid Fluctuations Modify Functional Cerebral Asymmetries: The Hypothesis of Progesterone-mediated Interhemispheric Decoupling. In: Neuropsychologia 38(10), S. 1362-1374, 2000.

Hausmann, M. et al.:Sex Hormones Affect Spatial Abilities during the Menstrual Cycle. In: Behavioral Neuroscience 114(6), S. 1245-1250, 2000.

Hausmann, M. et al.:Functional Cerebral Asymmetries during the Menstrual Cycle: A Cross Sectional and Longitudinal Analysis. In: Neuropsychologia 40(7), S. 808-816, 2002.

Hausmann, M.:Hemispheric Asymmetry in Spatial Attention across the Menstrual Cycle. Neuropsychologia, 43(11), S. 1559-1567, 2005.

Hausmann, M. et al.:Transcallosal Inhibition across the Menstrual Cycle: A TMS Study. In: Clinical Neurophysiology 117(1), S. 26-32, 2006.

Holländer, A. et al.:Sex Hormonal Modulation of Hemispheric Asymmetries in the Attentional Blink. In: Journal of the International Neuropsychological Society 11(3), S. 263-272, 2005.

Weis, S. et al.:Estradiol Modulates Functional Brain Organization during the Menstrual Cycle: An Analysis of Interhemispheric Inhibition. Journal of Neuroscience 28(50), S. 13401-13410, 2008.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.