Hunnensturm
Ganze Völkerschaften verließen ihre angestammten Sitze im äußersten Osten Europas und suchten Zuflucht auf dem Gebiet des Imperium Romanum. Das Ostgotenreich am Nordpontus (Moldawien und Ukraine) fiel innerhalb eines Jahres der überwältigenden Macht des Reiterheers zum Opfer. Sein König Ermanarich wählte im Jahr 376 den Freitod, um das Ende seines Reichs nicht mehr mit ansehen zu müssen. Die Unterlegenen, durch das Leben in der südrussischen Steppe selbst zu einer Art Reitervolk geworden, wurden zum Waffendienst verpflichtet. Fortan kämpften die gefürchteten ostgotischen Krieger, im Lanzenkampf erprobt, in den Reihen des hunnischen Verbands.
Auch ihre nächsten Verwandten, die Westgoten, die weiter südlich am Balkan siedelten, stellten sich den Hunnen zum Kampf. Und auch sie unterlagen in blutigen Schlachten. Der Westgote Fritigern erbat für sich und sein Volk vom römischen Kaiser Valens die Erlaubnis, die Donau zu überqueren und sich in Thrakien (dem heutigen Bulgarien) ansiedeln zu dürfen. Ebenfalls im Jahr 376 setzten abertausende Goten, mit ihnen fliehende Alanen, Sarmaten und sogar flüchtende hunnische Abtrünnige auf Flößen und Booten über den Ister, wie man in der Antike den unteren Abschnitt der Donau nannte.
Es war der Auftakt einer Epoche, die wir heute als Völkerwanderung bezeichnen. Die Hunnen sollten für die nächsten drei Generationen eine bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung des spätantiken Europas spielen. Doch woher kam dieses nomadische Reitervolk?
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