Seuchenmedizin: Krieg gegen Ebola
Beim Kampf gegen das Ebolavirus reden Mediziner in mehrerer Hinsicht von einem Wettlauf: Das Immunsystem eines Patienten muss den Erreger niederringen, bevor dieser seine Organe zerstört; eine Bevölkerung muss gleich die ersten Infizierten so gut abschirmen, dass das Virus keine weiteren Opfer findet; die Menschheit wiederum kann das Rennen letztlich wohl nur gewinnen, wenn sie diesen Feind daran hindert, sich irgendwo in ihrer Gemeinschaft festzusetzen. Deswegen arbeiten Wissenschaftler im Augenblick fieberhaft an Behandlungsmöglichkeiten und vor allem auch an Impfstoffen.
Bisher hatte das Virus die Vorteile auf seiner Seite. Die früheren Ausbrüche waren zu klein und zu kurzlebig gewesen, als dass Ärzte potenzielle Therapien hätten erproben können. Meistens gab es keine 100 Infizierten, und bevor man überhaupt eine klinische Studie in die Wege leiten konnte, war nach höchstens fünf Monaten schon wieder alles vorbei. Hinzu kam, dass Pharmaunternehmen und andere Forschergruppen die Ausgaben kaum vertreten konnten – für Studien zu einem Virus, das in 40 Jahren "nur" 1600 Menschen das Leben gekostet hatte. So aggressiv der Ebolaerreger auch wirkt: Malaria, Tuberkulose und Aids forderten allein im Jahr 2013 mehr als drei Millionen Todesopfer.
Jenes harte Kalkül verschob sich angesichts des aktuellen Ausbruchs des Ebolafiebers in Westafrika seit Ende 2013/Anfang 2014, der rasch noch nicht erlebte Ausmaße annahm. Nach den jüngsten Erhebungen waren bis Ende Februar 2015 in Sierra Leone, Liberia und Guinea fast 24 000 Menschen an Ebola erkrankt und annähernd 10 000 daran gestorben. Als führende Gesundheitsexperten nach einigen Monaten erkannten, dass die Infektionen weit um sich zu greifen und in neue Regionen und Länder überzuspringen drohten, schlugen sie Alarm. Sie forderten umfangreiche internationale Maßnahmen, um die Seuche möglichst schnell unter Kontrolle zu bringen. Ziel der Anstrengungen musste es sein, sämtliche Personen, die sich angesteckt haben konnten, zu finden und eine Zeit lang zu isolieren, damit sie nicht weitere Menschen infizierten. Für Erkrankte musste man eine größere Anzahl entsprechend ausgerüsteter Behandlungszentren mitsamt dem erforderlichen geschulten Personal zur intensivmedizinischen Versorgung bereitstellen. Nicht zuletzt benötigte man viele spezielle Begräbnisteams, um die Ebolaopfer auf geeignete Weise zu bestatten. ...
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