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Kannibalische Galaxis?



Omega Centauri, der größte Kugelsternhaufen der Milchstraße, ist vielleicht nicht das, was er scheint. Nach Berechnungen der Astronomen Giovanni Carraro und Cesario Lia könnte es sich um das Opfer von kosmischem Kannibalismus handeln. Die italienischen Wissenschaftler simulierten im Computer die Entwicklung einer riesigen massereichen Gaswolke zu einem System aus Millionen von Sternen. Wenn die resultierende Zwerg-Galaxie im Modell von einer benachbarten Galaxie einverleibt wurde, entstand praktisch ein Abbild von Omega Centauri. Eine Veröffentlichung koreanischer Forscher im vergangenen Jahr hatte Carraro und Lia auf die Idee gebracht. Dieser Untersuchung zufolge enthält Omega Centauri unterschiedlich alte Sternengruppen – ein Hinweis darauf, dass der Haufen ursprünglich eine eigenständige Galaxie war, die vor etlichen hundert Jahrmillionen mit der Milchstraße verschmolz; denn echte Kugelhaufen bestehen aus etwa gleich alten Sternen. Wenn die Verschmelzungstheorie zutrifft, sollte Omega Centauri – wie andere Galaxien auch –von so genannter dunkler Materie umgeben sein. Deren Entdeckung würde den letzten Beweis liefern.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2000, Seite 22
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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