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Qumran: Kultort, Schreibstube, Wissensspeicher

Hunderte antike Schriftrollen lagen fast 2000 Jahre lang in Höhlen nahe dem Toten Meer verborgen. Die meisten davon waren stark zerfallen, sind inzwischen aber rekonstruiert und veröffentlicht. Doch wie dieses einmalige Archiv entstand und welchen Bezug es zu der judäischen Siedlung Khirbet Qumran hatte, stellt immer noch ein Rätsel dar.
Ruinen von Qumran unweit des Toten Meeres

Über eine karge Wüstenlandschaft fällt das judäische Bergland zum Toten Meer hin ab. In dieser unwirtlichen Gegend wurde Mitte des 20. Jahrhunderts ein für die Wissenschaft grandioser Schatz gehoben: Nahe dem antiken Ort Khirbet Qumran kamen in elf Höhlen Fragmente von gut 900 Schriftrollen aus der Zeit zwischen dem 3. Jahr­hundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. zu Tage. Ähnliche Funde, jedoch in weit geringerem Umfang, machten Archäologen in der Folgezeit auch an anderen Orten in der Nähe des Toten Meers. Der Großteil der Texte ist auf Hebräisch verfasst, manche auf Aramäisch und ein paar wenige auf Griechisch. Etwa 230 von ihnen sind auch aus dem Alten Testament bekannt, jedoch mehrere hundert Jahre älter als die ältesten zuvor bekannten Kopien. Das erlaubt Forschern einen einzigartigen Einblick in die Entstehung und die frühe Geschichte der Bibel.

Vor dieser Entdeckung war zum Beispiel unklar, warum die hebräische Fassung vor allem der Bücher Samuel und des Buchs Jeremia so stark von der Septuaginta, der antiken griechischen Bibelübersetzung, abweicht. Die Qumran-Funde zeigen, dass dies nicht den Übersetzern anzulasten ist. Einigen Fragmenten zufolge gab es in hellenistischer und römischer Zeit mindestens zwei verschiedene hebräische Versionen dieser Bücher. Die eine diente dann als Vorlage für die griechische Übersetzung, die andere ging in die hebräische Bibel der so genannten masoretischen Tradition ein. ...

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  • Quellen

Frey, J. et al. (Hg.): Qumran und die Archäo­logie. Texte und Kontexte. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 278. Mohr Siebeck, Tübingen 2011

Popović, M.:Qumran as Scroll Storehouse in Times of Crisis? A Comparative Perspective on Judaean Desert Manuscript Collections. In: Journal for the Study of Judaism 43, S. 551 – 594, 2012

Tov, E.: Scribal Practices and Approaches Reflected in the Texts Found in the Judean Desert. Studies on the Texts of the Desert of Judah 54. Brill, Leiden/Boston 2004

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