Mensch & Geist: Kleinkinder begreifen mehr
Kleinkinder, sogar schon Babys, ergründen die Welt durchaus in der Art von Wissenschaftlern. Zum Beispiel schließen sie aus beobachteten Häufigkeiten auf Zusammenhänge.
Bis vor wenigen Jahrzehnten dominierte noch die Meinung, Babys und Kleinkinder könnten die Welt nicht logisch-rational begreifen. Die meisten Psychologen, Philosophen und Psychiater waren davon überzeugt, in den ersten Lebensjahren nähme das Hier und Jetzt ein Kind völlig gefangen. Es sei egozentrisch und amoralisch. Die Kleinen verstünden weder das Prinzip von Ursache und Wirkung noch könnten sie sich in andere hineinversetzen oder Wirklichkeit von Fantasie trennen. Auch heute noch halten viele Leute Kinder für unzulängliche, unfertige Erwachsene.
Doch in den letzten 30 Jahren erkannten Forscher: Selbst die jüngsten Kinder begreifen die Welt besser, als Experten ihnen früher zutrauten. Noch erstaunlicher: Offenbar ergründet und erfasst ein so junger Mensch die Dinge gar nicht viel anders als ein erwachsener Wissenschaftler. Ein Kind experimentiert, arbeitet mit Statistiken und stellt intuitive physikalische, biologische und psychologische Theorien auf. Seit etwa zehn Jahren verstehen wir auch langsam, welche Mechanismen diesen erstaunlich frühen Leistungen rechnerisch, evolutionär und neurologisch zu Grunde liegen. Das sind revolutionäre Befunde, die nicht nur unser Bild des kleinen Kindes verändern, sondern sogar das unserer menschlichen Natur überhaupt.
Warum haben sich so viele Experten früher dermaßen getäuscht? Wer Kinder von bis zu vier Jahren beobachtet – also der Altersgruppe, mit der sich dieser Artikel befasst –, mag leicht meinen, dass diese nicht sonderlich viel verstehen und auch nicht klar denken können. Den ganz Kleinen mangelt es an Sprechvermögen. In der Kindergartenzeit fällt es ihnen noch schwer, Gedanken einigermaßen geordnet auszudrücken. Man stelle einem Dreijährigen eine Frage, die eine längere Antwort erfordert. Meist produziert das Kind einen wunderschönen, aber ziemlich unklaren Redestrom. Frühere Forscher auf dem Gebiet, etwa der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget (1896 – 1980), schlossen daraus, kleine Kinder lebten noch in einer irrationalen, logikfreien Welt. Ihr Denken sei egozentrisch und vorkausal, ohne eine Vorstellung von Ursache und Wirkung.
In den späten 1970er Jahren begann eine neue Forschungsepisode. Die Psychologen stellten nicht mehr Sprachäußerungen in den Vordergrund, sondern achteten vor allem darauf, was ihre jungen Versuchspersonen taten. Sie bemerkten, dass...
Doch in den letzten 30 Jahren erkannten Forscher: Selbst die jüngsten Kinder begreifen die Welt besser, als Experten ihnen früher zutrauten. Noch erstaunlicher: Offenbar ergründet und erfasst ein so junger Mensch die Dinge gar nicht viel anders als ein erwachsener Wissenschaftler. Ein Kind experimentiert, arbeitet mit Statistiken und stellt intuitive physikalische, biologische und psychologische Theorien auf. Seit etwa zehn Jahren verstehen wir auch langsam, welche Mechanismen diesen erstaunlich frühen Leistungen rechnerisch, evolutionär und neurologisch zu Grunde liegen. Das sind revolutionäre Befunde, die nicht nur unser Bild des kleinen Kindes verändern, sondern sogar das unserer menschlichen Natur überhaupt.
Warum haben sich so viele Experten früher dermaßen getäuscht? Wer Kinder von bis zu vier Jahren beobachtet – also der Altersgruppe, mit der sich dieser Artikel befasst –, mag leicht meinen, dass diese nicht sonderlich viel verstehen und auch nicht klar denken können. Den ganz Kleinen mangelt es an Sprechvermögen. In der Kindergartenzeit fällt es ihnen noch schwer, Gedanken einigermaßen geordnet auszudrücken. Man stelle einem Dreijährigen eine Frage, die eine längere Antwort erfordert. Meist produziert das Kind einen wunderschönen, aber ziemlich unklaren Redestrom. Frühere Forscher auf dem Gebiet, etwa der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget (1896 – 1980), schlossen daraus, kleine Kinder lebten noch in einer irrationalen, logikfreien Welt. Ihr Denken sei egozentrisch und vorkausal, ohne eine Vorstellung von Ursache und Wirkung.
In den späten 1970er Jahren begann eine neue Forschungsepisode. Die Psychologen stellten nicht mehr Sprachäußerungen in den Vordergrund, sondern achteten vor allem darauf, was ihre jungen Versuchspersonen taten. Sie bemerkten, dass...
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