Klimawandel: Korallen trotzen Ozeanerwärmung
Von 2014 bis 2016 ereignete sich die bisher längste dokumentierte Massenkorallenbleiche. Das wiederkehrende Klimaphänomen El Niño sorgte für eine ungewöhnlich starke Erwärmung des Ozeans, mehr als 40 Prozent aller Riffe weltweit litten unter Hitzestress. Hartkorallen, deren Kalkskelette die Basis eines jeden Riffs bilden, starben großflächig, weil die Polypen auf Grund der hohen Temperaturen für sie lebenswichtige Untermieter – so genannte Zooxanthellen – hinauswarfen. Die symbiontischen Mikroalgen versorgen ihren Wirt mit Zucker sowie anderen organischen Molekülen und verleihen den Korallen ihre Farbe. Ein leichter Farbverlust während der heißesten Monate im Jahr ist nicht ungewöhnlich, und oft erholen sich die Korallen, sobald das Meerwasser wieder abkühlt. Übersteigen die Temperaturen den Toleranzbereich der Korallen allerdings dauerhaft, ist die Bleiche irreversibel und kann zum Kollaps ganzer Riff-Ökosysteme führen.
Der jüngste El Niño wirkte auch deswegen so verheerend, weil die Wassertemperatur vielerorts bereits ohne diese Klimaanomalie einen für Hartkorallen kritischen Schwellenwert erreicht. Schuld ist der Treibhauseffekt des weiterhin steigenden CO2-Gehalts der Atmosphäre. Eine aktuelle Auswertung von Satellitendaten zeigt, dass sich der Ozean an der Oberfläche seit Mitte der 1980er Jahre pro Dekade um zirka 0,1 Grad Celsius erwärmt hat – Regionen wie die Karibik, der Indopazifik oder das Great-Barrier-Riff gar doppelt so stark. Forscher schätzen, dass in den letzten 30 Jahren gut 80 Prozent der globalen Riffe mehrfach Temperaturen ausgesetzt waren, die wenigstens ein Grad Celsius über dem gemittelten langjährigen Maximum lagen. Hält dieser Wärmestress über Wochen an, werden aus farbenfrohen Unterwassergärten oft monotone Friedhofslandschaften. Bis 2050, so die Prognose, werden nahezu sämtliche Warmwasserkorallen jährliche Hitzewellen erleben. Darüber hinaus erschwert ihnen die Ozeanversauerung die Kalkbildung (Kalzifizierung) zunehmend. Im Lauf des 21. Jahrhunderts könnten die "Regenwälder der Meere" so größtenteils verschwinden ...
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