Großkatastrophen: "Ländergrenzen spielen keine Rolle"
Frau Dr. Kühner, im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001 sprechen viele Ihrer Kollegen von einem "kollektiven Trauma", also von einem Ereignis, das viele Menschen gleichzeitig seelisch belastet hat. Kann man Traumata auf eine ganze Gesellschaft "hochrechnen"?
Man kann sicher sagen, dass ein solch gravierendes Ereignis wie "9/11" für eine Gesellschaft große Bedeutung hat. Alle Mitglieder verbinden mit diesem Tag bestimmte Erinnerungen. Das lässt sich zum Beispiel feststellen, wenn man die Menschen fragt: "Wissen Sie noch, wie Sie von den Anschlägen erfahren haben?" Man erhält dann recht schnell Antworten wie "Ich habe es auf dem Weg zur Arbeit im Radio gehört" oder "Eine Kollegin hat mir davon im Büro erzählt". Jeder weiß noch verblüffend genau, wo er war, als die Flugzeuge in die Türme des World Trade Center krachten. Ähnliches konnte man schon für das Attentat auf John F. Kennedy oder den Fall der Berliner Mauer nachweisen. Psychologen sprechen von "Blitzlichterinnerungen". Mit dem Begriff "kollektives Trauma" wäre ich allerdings vorsichtig.
Warum?
Trauma stammt vom griechischen Wort für "Wunde", das in der Medizin "unsichtbare" Verletzungen bezeichnet, die durch äußere Gewalteinwirkungen entstanden sind und mit denen der Körper eine Zeit lang zu kämpfen hat ...
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