Editorial: Mehr als Sterne zählen
Liebe Leserin, lieber Leser,
seitdem der Mensch den Sternhimmel erforscht, besteht der Wunsch, alle Ob jekte am Firmament systematisch zu erfassen und in Katalogen und Atlanten zu registrieren. Denn solche Werke benötigt der Astronom, um zum Beispiel neue Asteroiden und Kometen zu erkennen oder Veränderungen in Position und Helligkeit von Sternen zu bemerken. Derartige Verzeichnisse zu erstellen, ist eine gigantische Aufgabe. Jede Zeit hat dafür ihre eigenen Lösungen gefunden.
So machte sich Mitte des 19. Jahrhunderts Friedrich Wilhelm Argelander daran, mittels eines kleinen Teleskops und visueller Beobachtungen alle von seiner Sternwarte in Bonn aus sichtbaren Sterne zu katalogisieren. Die »Bonner Durchmusterung«, die er mit seinen Mitarbeitern nach elf Jahren abschloss, umfasste schließlich fast 325 000 Sterne. Das sind im Schnitt 80 Sterne pro Tag (oder besser: pro Nacht), deren Positionen und Helligkeiten akribisch vermessen wurden.
Eine moderne Fortführung der Argelander’schen Arbeiten ist die Durchmusterung, die gegenwärtig im Rahmen des Projekts »PanSTARRS 1« mit einem Teleskop auf Hawaii durchgeführt wird. Im Gegensatz zu früher wird auch die zeitliche Dimension einbezogen: Durch wiederholte Beobachtungen erfasst die se Durchmusterung die Eigenbewegungen und Parallaxen von Objekten (und somit ihre Entfernungen und Bewegungen im Raum) sowie Veränderungen ihrer Helligkeit und Farbe. Dass dies nicht mit der Methode des 19. Jahrhunderts zu bewerkstelligen ist, ergibt sich allein schon aus der Zahl der zu erfassenden Objekte: 20 Milliarden Himmelskörper (bekannte und neue) wird die Datenbank enthalten. Argelanders Team wäre mit dem damaligen Tempo 700 000 Jahre beschäftigt gewesen. Wie PanSTARRS 1 funktioniert, beschreibt Wolfgang Brandner ab S. 52.
Herzlichst grüßt Ihr
Uwe Reichert
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