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Parasoziale Beziehungen: Mein Freund Homer

Mehr als 40 Prozent der Deutschen unter 50 Jahren schauen sehr oft Fernseh­serien, berichtet das Umfrageportal Statista. Sehnsüchtig warten sie auf die nächste Staffel oder trauern, wenn ihre Lieblingsfigur aus der Serie aussteigt. Warum hängen Menschen ihr Herz an fiktive Charaktere, die nur auf dem Bildschirm existieren?
Kumpeltyp

Börsenkurse reagieren sensibel auf allerlei öffentliche Ereignisse. Freut sich ein ganzes Land über den Sieg der Nationalelf oder über schönes Wetter, erfasst das Hoch auch die Aktienkurse. Umgekehrt können Flugzeugkatastrophen und schlechte Konjunkturprognosen die Stimmung an den Aktienmärkten trüben. ­Sogar von den Sternen lassen sich die Börsianer leiten, wie der italienische Wirtschaftswissenschaftler Gabriele Lepori feststellte: Nach einer Sonnenfinsternis etwa fallen die Kurse am Folgetag im Schnitt um 10 Punkte.

Nun fügt der Ökonom der Reihe kursrelevanter Ereignisse ein weiteres hinzu: das Ende beliebter TV-Serien. In einer 2015 veröffentlichten Studie suchte Lepori, Dozent an der britischen Keele University, das Sendedatum der ­jeweils letzten Folge von 159 beliebten Serien im US-Fernsehen heraus. Dann verglich er die Schlusskurse der Aktienindizes von führenden US-Industrieunternehmen an den 147 Folgetagen (manche Ausstrahlungstermine fielen auf denselben Tag).

Je mehr Menschen ein Serienende im Fern­sehen verfolgten, desto eher gerieten die Aktienwerte am Folgetag unter Druck. Im Schnitt hatte ein Serienfinale 15,5  Millionen Zuschauer. Waren es ein Fünftel mehr, so bedeutete das für den Nasdaq, den größten elektronischen Börsen­index in den USA, ein Minus von 8 Punkten. War die Zuschauerzahl eine Standardabweichung höher, lag der Schlusswert sogar um rund 25 Punkte tiefer. Aktien von kleineren Unternehmen waren stärker betroffen als größere, denn sie gehören häufiger einzelnen Investoren, die sich in ihren Entscheidungen offenbar häufiger von irrelevan­ten Ereignissen beeinflussen lassen. Den großen Aktienindex "Russell 3000" etwa berührten die Serienfinale nicht. ...

  • Quellen

Derrick, J. L. et al.: Social Surrogacy: How Favored Television Programs Provide the Experience of Belonging. In: Journal of Experimental Social Psychology 45, S. 352 – 362, 2009

Giles, D. C., Maltby, J.: The Role of Media Figures in Adolescent Development: Relations between Autonomy, Attachment, and Interest in Celebrities. In: Personality and Individual Differences 36, S. 813 – 822, 2004

Greenwood, D. N.: Television as Escape from Self: Psychological Predictors of Media Involvement. In: Personality and Individual Differences 44, S. 414 – 424, 2008

Lepori, G. M.:Investor Mood and Demand for Stocks: Evidence from Popular TV Series Finales. In: Journal of Economic Psychology 48, S. 33 – 47, 2015

Russell, C. A., Schau, H. J.: When Narrative Brands End: The Impact of Narrative Closure and Consumption Sociality on Loss Accom­modation. In: Journal of Consumer Research 40, S. 1039 – 1062, 2014

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