Paläoarchäologie: Menschwerdung: Code X
Die Fähigkeit zu künstlerischem Ausdruck markiert den Übergang vom Früh- zum Jetztmenschen. Als Zeugnisse dieses letzten Schritts in der menschlichen Evolution gelten bisher die bis zu 40000 Jahre alten Höhlenmalereien in Europa. Doch anscheinend reicht unsere Kultur viel weiter zurück und hat ihren Ursprung da, wo auch die Wiege der Menschheit stand: in Afrika. Dafür sprechen spektakuläre neue Funde aus den südafrikanischen Blombos-Höhlen. Dort haben Christopher Heshnilwood von den Iziko Museums in Kapstadt und eine internationale Forschergruppe zwei – 53 bzw. 76 Millimeter lange – Ockerstückchen entdeckt, die seltsame X-förmige Ritzmuster tragen. Laut Datierung sind sie etwa 77000 Jahre alt. Damals durchstreifte in Europa noch der Neandertaler die Wildnis. Die Forscher nehmen an, dass die Muster keine realen Objekte abbilden, sondern bewusst gestaltete abstrakte Motive darstellen. Ihre Bedeutung liegt jedoch noch völlig im Dunkeln. Auch ist umstritten, ob es sich tatsächlich um mehr als zweckfreie Kritzeleien handelt. (Sciencexpress, 10.1.2002)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 2002, Seite 51
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