Sexualität: Vom Arzt empfohlen, von der Kirche geduldet
Niemand kann bezweifeln, dass die mittelalterliche Gesellschaft zutiefst von einer christlichen »Zwangsmoral« durchdrungen war – vor allem im Umgang mit dem Thema Sexualität. In frühmittelalterlichen Bußbüchern findet man alle möglichen Verstöße gegen das 6. Gebot, das nach christlicher Theologie nicht nur »Du sollst nicht ehebrechen!« fordert, sondern jeglichen Sex außerhalb der Ehe oder zu reinem Vergnügen verbietet. Die Lebensgeschichten heiliggesprochener Ehefrauen wie Dorothea von Montau oder Francesca Romana berichten lebhaft, diese hätten ihre Wollust durch Selbstverletzung bekämpft. Denn bereits die Freude am Sex galt der Kirche als Sünde.
Hielt man sich streng an das Kirchenrecht, dann waren es im Monat zwei bis maximal fünf Tage, an denen ein Ehepaar miteinander schlafen durfte, jedoch ausschließlich, um neue Christen zu zeugen. Die meiste Zeit über war Geschlechtsverkehr tabu, vor allem während der Monatsblutung, denn dann galten Frauen als unrein.
Überraschenderweise existierten trotz alledem auch andere Ansichten, sie galten allerdings nur für die Oberschicht. So empfehlen Schriften aus dem 11. Jahrhundert Geschlechtsverkehr als medizinisches Heilmittel und geben sogar Tipps, wie auch die Frau dabei auf ihre Kosten komme …
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