Medizin: Molekularer Jungbrunnen
Manchmal lassen sich Wissenschaftler sogar von Kneipengeschichten inspirieren. Kurz nach der Jahrtausendwende war der Genetiker Michael Zasloff von der Georgetown University (Washington D. C.) nach Schottland gereist. An der dortigen University of St Andrews hielt er einen Vortrag über antibiotisch wirksame Substanzen in der Haut von Tieren. Anschließend ging er mit einigen weiteren Wissenschaftlern ein Bier trinken. Dabei erzählte ihm ein Meeresbiologe davon, dass Delfine bei Haiangriffen manchmal 45 Zentimeter lange und 12 Zentimeter tiefe Bisswunden davontragen, die erstaunlicherweise binnen wenigen Wochen abheilen – ohne Anzeichen einer Infektion.
Zasloff war verblüfft und konnte das Gespräch nicht vergessen. In den folgenden Jahren las er viele Berichte über Bisswunden bei Delfinen und nahm Kontakt zu Meeresbiologen auf, die sich mit diesen Tieren auskennen. 2011 veröffentlichte er im Fachblatt »Journal of Investigative Dermatology« einen Aufsatz mit dem Titel »Beobachtungen zu den bemerkenswerten (und mysteriösen) Wundheilungsprozessen beim Großen Tümmler«. Darin wies er darauf hin, dass nicht etwa Narbengewebe die Fleischwunden der Delfine verschließt – dieses lässt sich von normalem Körpergewebe gut unterscheiden –, sondern dass die Meeressäuger das zerfetzte Gewebe tatsächlich neu bilden und so wieder den vorigen Zustand herstellen. Kurz darauf rief Zasloff einen von uns (Kevin Strange) an. Damals Präsident an der gemeinnützigen Wissenschaftseinrichtung MDI Biological Laboratory, unterstützte Strange die Erforschung natürlicher und synthetischer Substanzen, welche die Regeneration von Körpergewebe stimulieren. Zasloff vermutete, einige der antibiotisch wirkenden Substanzen, die er in der Haut von Tieren entdeckt hatte, könnten ebenfalls dazugehören …
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