Meteorologie: Monsun in Westafrika
Beim Wort Monsun denkt man an Überschwemmungen in Indien oder Bangladesch, aber eigentlich bezeichnet der Begriff ein viel komplexeres und in den Tropen weit verbreitetes Phänomen. Das Wort stammt vom arabischen "mausim" für Jahreszeit und bezeichnet den Südwestwind, der sich im Sommer über dem Golf von Oman im Nahen Osten und dem Golf von Bengalen im Indischen Ozean ausbildet; sonst weht der Wind dort vorwiegend aus Nordost. In der Ära der Segelschiffe beflügelte der sommerliche Monsun Handel und Verkehr. Die von ihm abhängigen Menschen sehen im Monsun mehr als nur eine periodische Umkehr der Windrichtung. In Indien symbolisiert er die Bipolarität des Universums, einen grundlegenden Wechsel zwischen trocken und feucht.
Tatsächlich gilt der Monsun als Synonym für die Regenzeit, die für das tropische Klima besonders typisch ist. Aber keineswegs alle Tropenregionen erleben einen Monsun im engeren Sinn – also eine feuchte Jahreszeit mit Umkehr der vorherrschenden Windrichtung. Andererseits ist umstritten, ob es auch außerhalb der Tropen Vergleichbares gibt, etwa in Nordamerika.
Alles in allem lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung unter dem Einfluss von Monsunen, die Wasser- und Energieressourcen, Landwirtschaft und Gesundheit entscheidend prägen. Neben Asien betrifft das vor allem Westafrika. Zwischen 1960 und 1990 litt die Region zwischen der Sahelzone und dem Golf von Guinea praktisch ununterbrochen unter Dürre. Das regionale Niederschlagsdefizit mit seinen dramatischen Folgen gilt als das heftigste Klimaereignis jener Zeit. In solchen ländlichen Gebieten sind die Menschen den klimatischen Wechselfällen, vor allem den Folgen der Erderwärmung, besonders wehrlos ausgeliefert.
Darum haben Wissenschaftler aus aller Welt 2002 das Forschungsprojekt AMMA (kurz für "Afrikanischer Monsun: Multidisziplinäre Analysen") gegründet, das sich speziell der Untersuchung des westafrikanischen Monsuns widmet. Innerhalb eines Jahrzehnts hat AMMA wichtige Erkenntnisse geliefert, zugleich aber auch neue, noch ungelöste Fragen aufgeworfen. ...
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