Editorial: Perspektivwechsel
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor 50 Jahren entstand ein Foto, das nicht nur zu einem historischen Zeitdokument geworden ist, sondern das auch unseren Blick auf die Erde verändert hat. Apollo 8 war das erste Raumschiff, das den Anziehungsbereich der Erde verließ und einen anderen Himmelskörper umrundete. Zuvor hatte kein Raumflug weiter als 1500 Kilometer von der Erdoberfläche weggeführt. Den Astronauten Frank Borman, William Anders und James Lovell war es nun vergönnt, erstmals die gesamte Erde als Kugel vor dem samtschwarzen Hintergrund des Weltalls zu sehen. Die Menschen mussten erst zum Mond fliegen, um die Erde als Planeten zu entdecken (Seite 10).
Ähnlich wie die Raumfahrt verändert auch die Astronomie den Blick auf unsere kosmische Heimat. Indem wir fremde Planeten, ferne Sterne und ganze Galaxien mit ausgeklügelten Instrumenten untersuchen, schauen wir mit einer völlig anderen Perspektive auf den Erdball zurück. Wir begreifen, dass die Erde, auf deren Oberfläche wir leben wie die Mikroorganismen auf der Haut unseres Körpers, nur ein winziges Habitat in den Weiten des Universums ist. Und wir lernen die Bedingungen kennen, die zur Entstehung unserer Sonne, unserer Erde und letztlich zu unserer eigenen Existenz führten.
In der vorherigen Ausgabe von »Sterne und Weltraum« haben Sie erfahren, wie die chemischen Elemente, aus denen wir alle aufgebaut sind, nach und nach durch Kernfusion im Innern von Sternen gebildet wurden. Welche kurze, aber bedeutende Rolle die explosiven Spätphasen von Sternen für die Erzeugung der schwersten Elemente spielen, lesen Sie im vorliegenden Heft (Seite 36). Das Material, aus dem das Sonnensystem entstand, ist demnach zum Teil das Produkt der heftigsten Ereignisse im Kosmos: Supernovae und verschmelzende Neutronensterne. Ich finde diese Vorstellung faszinierend.
Herzlichst grüßt Ihr
Uwe Reichert
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