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Polarlichter in Mitteleuropa



In der Nacht vom 6. auf den 7. April sorgte eine in Mitteleuropa seltene Himmelserscheinung für Aufsehen und Verwirrung bei nicht wenigen Betrachtern; einige hielten sie für den Widerschein einer fernen Feuersbrunst. Die Hobbyastronomen Peter und Beate Krengel deuteten das Phänomen jedoch richtig als Polarlicht und machten diese Aufnahme bei Dreis-Brück in der Eifel (8 Sekunden Belichtungszeit, Film mit 800 ASA).

Ursache der Aurora Borealis sind starke partikelhaltige Sonnenwinde, die von heftigen Ausbrüchen auf der Sonnenoberfläche herrühren. So war es auch diesmal: Am 4. April schleuderte unser Zentralgestirn gewaltige Teilchenmengen in den Weltraum.

Die Partikel prasseln mit Geschwindigkeiten bis zu 600 Kilometer pro Sekunde auf die Erdatmosphäre nieder. Dennoch werden sie normalerweise vom Erdmagnetfeld zurückgehalten. Bei starken Stürmen kann sich das normalerweise gleichmäßig dichte Feld allerdings so verformen, dass es auf der sonnenabgewandten Seite in Polnähe durchlässig wird.

Dann dringen die Partikel auf einer spiralförmigen Bahn um einzelne Feldlinien praktisch ungehindert in die Atmosphäre ein. Manchmal ist ihre Flugbahn dabei in Form heller Streifen am Himmel zu sehen. Wenn der Partikelschauer mit den Gasmolekülen kollidiert, werden diese angeregt und geben die aufgenommene Energie als Fluoreszenz ab: Sie fangen an zu leuchten – Sauerstoff in Grün und Rot, Stickstoff hingegen in blauen oder violetten Farbtönen.

Gewöhnlich tritt das Phänomen, wie sein Name schon sagt, in relativ hohen polaren Breiten auf – nicht jedoch an den Polen selbst. Die Sonnenaktivität schwankt aber periodisch und erreicht etwa alle elf Jahre einen Höhepunkt. Dann treten besonders heftige Stürme auf. Sie stören die Magnetosphäre so stark, dass die Erscheinung auch in unseren Breiten zu sehen ist – bis zu achtmal im Jahr. Wer das Spektakel im April verpasst hat, darf also auf eine weitere Chance hoffen. Berichte zur kosmischen Wetterlage und Prognosen für die nächsten Sonnenstürme finden sich im Internet unter www.spaceweather.com.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2000, Seite 17
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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