Kognition: Rätsel Spiegelschrift
Viele Kinder bringen mit etwa fünf Jahren erste Zahlen, Buchstaben oder einzelne Wörter wie ihren Namen aufs Papier. Oft schreiben sie bei ihren anfänglichen Versuchen spontan von rechts nach links oder malen einzelne Zeichen spiegelverkehrt. Nicht selten machen die Kleinen aber auch noch als Erstklässler immer wieder solche Fehler. Ihre Eltern fragen sich dann besorgt, ob mit ihrem Kind etwas nicht stimmt: Hat es etwa Konzentrationsprobleme? Deutet sich womöglich eine Leseschwäche an? Manche tippen darauf, dass Junior ein unerkannter Linkshänder ist. Oder vielleicht ein Genie, wie Leonardo da Vinci, der die Geheimnisse seiner Erfindungen in "Spiegelschrift" niederlegte? Erzählt dann noch jemand von einem Bekannten, der nach einem Hirnschlag plötzlich spiegelverkehrt schrieb, ist die Verwirrung perfekt. Was steckt denn nun wirklich hinter dem Phänomen?
Als der deutsche Neurologe Alfred Buchwald 1878 erstmals die Spiegelschrift beschrieb, weckte das die Neugier vieler Wissenschaftler. Lange Zeit konkurrierten zwei Sichtweisen miteinander. Laut der einen ist das spiegelverkehrte Schreiben zwangsläufig ein pathologisches Symptom. Tatsächlich beobachtet man es mitunter bei Schlaganfallpatienten, die auf Grund einer Schädigung in der linken Hirnhälfte rechtsseitig gelähmt sind. War der Betroffene vorher Rechtshänder und muss sich nun auf das Schreiben mit links umgewöhnen, schreibt er gelegentlich spiegelverkehrt ...
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