Leserbrief: Rotieren Kugelsternhaufen?
“Bei den scheibenförmigen Galaxien ist es augenscheinlich, dass sie rotieren. Wie ist das bei Kugelsternhaufen? Sie müssten eigentlich auch rotieren, sonst stürzt das Gebilde ja in sich zusammen, oder nicht?“
Diese Frage gilt in gleicher Weise zum Beispiel auch für nicht scheibenförmige Galaxien, den kugelförmigen Halo von Scheibengalaxien und so weiter. Die Antwort lautet gewissermaßen ja und nein. Bei solchen im Wesentlichen runden Systemen muss in der Tat jeder einzelne Stern eine "Rotationsbewegung" (seitliche Umlaufbewegung) ausführen, um nicht ins gemeinsame Schwerezentrum zu fallen. Aber bei diesen Systemen ist es so, dass die Umlaufrichtungen der Sterne in allen möglichen Richtungen weitgehend gleichmäßig verteilt sind. Das System als Ganzes braucht deshalb nicht zu rotieren, um nicht zu kollabieren. Der Unterschied zu Scheibengalaxien liegt darin, dass in ihnen (fast) alle Sterne in der gleichen Richtung und in der gleichen Ebene umlaufen, und somit auch das System als Ganzes stark rotiert.
Aber auch hier besitzt jeder Stern seine eigene Umlaufzeit und -bahn; das System rotiert nicht starr wie eine Schallplatte. Innen sind die Umlaufperioden also wesentlich kürzer als außen. Ungeachtet der eben erklärten Tatsache, dass Kugelsternhaufen also nicht rotieren müssen, um einen Kollaps zu vermeiden, beobachtet man allerdings bei vielen dieser Objekte doch eine kleine – für die geometrische Form und Stabilität unerhebliche – Nettorotation.
Ulrich Bastian
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