Bewusstseinsforschung: Schlafwandler als Mörder
Benjamin Adoyo wirkte ganz normal, als er am 27. Juni 2005 das Zentrum für Schlafstörungen von Minnesota aufsuchte. Er stammte aus Kenia, war 26 Jahre alt, Student und seit Februar verheiratet. Sein Problem: Er war Schlafwandler. Schon als Kind pflegte er nachts herumzugeistern. In letzter Zeit hatte sich das allerdings verschärft. Oft wurde seine Frau davon wach, dass er sich über sie beugte und sie schüttelte, während er unsinniges Zeug brabbelte. Gelang es ihr, ihn zu wecken, wusste er von all dem nichts. Verständlicherweise belastete das die Ehe. Laut Hausarzt erschreckte sich die Frau zwar manchmal heftig, aber verletzt hatte ihr Mann sie noch nie.
Nach einer ersten Anamnese im Schlafzentrum wurde Adoyo zum 10. August für eine Übernachtung einbestellt. Die Ärzte wollten sein Schlafverhalten beobachten und dazu in einem EEG (Elektroenzephalogramm) die Erregungsmuster des Gehirns aufzeichnen. Und tatsächlich: Mitten in der Nacht, im tiefsten Schlaf, begann der Mann um sich zu schlagen und an den an seinem Kopf befestigten Drähten zu zerren ...
Erst Monate später hörte die Klinik wieder von dem Studenten – durch das Büro seines Pflichtverteidigers. Denn am 19. Oktober war Adoyo festgenommen worden, weil er die Nacht zuvor seine Frau umgebracht hatte. Die Verteidigung suchte nun einen Experten für Schlafstörungen der beschriebenen Art, um zu klären, ob der Gewaltakt tatsächlich mit der diagnostizierten Parasomnie zusammenhängen konnte ...
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