Quantenphysik: Stringtheorie für Festkörper
Dass ich jemals an einer Konferenz für Stringtheoretiker teilnehmen würde, hätte ich mir bis vor einigen Jahren nicht träumen lassen. Mein Gebiet ist die Festkörperphysik. Wir erforschen Metalle und Supraleiter, die wir im Labor auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt abkühlen. Das hat erst einmal nichts mit Stringtheorie zu tun. Deren Experten rechnen mit Energieniveaus weit oberhalb all dessen, was sich im Labor erzeugen oder im bekannten Universum beobachten lässt. Sie erkunden die exotische Physik Schwarzer Löcher und zusätzliche Dimensionen der Raumzeit. Für sie ist die Gravitation die dominante Naturkraft; für mich spielt sie keine Rolle.
Den höchst unterschiedlichen Forschungsgebieten entsprechen zwei einander ziemlich fremde Denkweisen. Stringtheoretiker genießen hohes Ansehen, und ich besuchte ihre Konferenz voll Ehrfurcht vor ihrem mathematischen Können. Mehrere Monate lang hatte ich einschlägige Artikel und Bücher gelesen – und nur zu oft den Faden verloren. Ohne Zweifel würden die Stringtheoretiker mich als ignoranten Anfänger abtun. Umgekehrt waren ihnen die einfachsten Begriffe meines Fachgebiets nicht vertraut. Ich musste erklärende Skizzen zeichnen, die ich sonst nur in Anfängervorlesungen verwende.
Was also suchte ich dort? In den letzten Jahren haben wir Festkörperphysiker verblüffende Beobachtungen gemacht: Unsere Materialien bilden Phasenzustände, die sich nur durch ein zutiefst quantenphysikalisches Naturphänomen erklären lassen. ...
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