Therapie: Stromimpulse für den Vagusnerv
Als ihm sein Arzt 2001 von der neu zugelassenen Behandlung erzählte, musste Herr Rolbietzki nicht lange überlegen. »Ich war sofort überzeugt«, erzählt er. Bereits seit vielen Jahren litt er an einer schweren Depression. Schleichend sei die Erkrankung gekommen, über viele Jahre hinweg. Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Angst, andere Menschen zu treffen, irgendwann war er arbeitsunfähig. Insgesamt siebenmal hatte er sich schon in stationäre Behandlung begeben. Gebracht hat es kaum etwas.
Claus Wolff-Menzler, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum in Göttingen, erinnert sich noch an das erste Gespräch mit Herrn Rolbietzki: »Er hatte einen beachtlichen Leidensweg und alle möglichen Therapien hinter sich.« Die Vagusnervstimulation (VNS) war in Europa in jenem Jahr zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen zugelassen worden – und für Rolbietzki war sie so etwas wie der letzte Strohhalm.
Nur wenige Wochen später implantierte ihm ein Neurochirurg in einem rund einstündigen Eingriff oberhalb seines Brustmuskels einen batteriebetriebenen Stromimpulsgenerator, ähnlich einem Herzschrittmacher. Zusätzlich wurde unter der Haut am Hals eine Platinelektrode platziert, die sich spiralförmig um den linken Vagusnerv windet und über ein Kabel mit dem Generator verbunden ist. Dieser Apparat sendet seither in regelmäßigen Abständen elektrische Pulse an Rolbietzkis Vagusnerv, den längsten der zwölf Hirnnerven ...
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