Massensterben: Tod aus der Tiefe

Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhn behauptete einst, wissenschaftliche Ideengebäude verhielten sich ähnlich wie Lebewesen: Anstatt sich langsam und kontinuierlich zu entwickeln, durchliefen sie lange Phasen der Stagnation, unterbrochen von seltenen Revolutionen, bei denen eine allgemein anerkannte Theorie plötzlich durch ein neues »Paradigma« ersetzt wird – analog etwa zum Untergang der lange die Erde beherrschenden Dinosaurier und dem Aufstieg der Säugetiere.
Diese Charakterisierung trifft speziell auf meinen Forschungsbereich zu: die Untersuchung der Ursachen und Folgen von Massenextinktionen. Bei diesen periodisch wiederkehrenden biologischen Umbrüchen starb jeweils ein großer Teil der Lebewesen auf der Erde aus. Nachher war nichts mehr wie zuvor.
Nachdem die Paläontologen Ende des 18. Jahrhunderts diese Episoden massenhaften Artentods in der Erdgeschichte entdeckt hatten, vermuteten sie dahinter zunächst Vorgänge, die sich über einen längeren Zeitraum hinzogen und durch Klimaänderungen oder Phasen massiven Vulkanismus hervorgerufen wurden. Doch 1980 ereignete sich ein Kuhn’scher Paradigmenwechsel, als der Geologe Walter Alvarez und seine Mitarbeiter an der Universität von Kalifornien in Berkeley das berühmte Dinosauriersterben vor 65 Millionen Jahren als Folge einer plötzlichen ökologischen Katastrophe darstellten, ausgelöst durch den Sturz eines Asteroiden auf die Erde.
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